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Die Azteken errichteten ihre prachtvolle Metropole auf etwa 2240 Metern Höhe am westlichen Rand des Texcoco-Sees. Die Söhne und Töchter des Aztlán leisteten Erstaunliches auf den Gebieten der Mathematik und Astronomie zum Wohle ihrer allmächtigen Götter !
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Genau wie bei den Maya ranken sich um die Herkunft der Azteken zahlreiche Mythen und Legenden. Sie gehörten ebenso wie die Tolteken zum Stamm der Nahua. Einer der Ursprungsmythen berichtet von einem Ort namens Chicomotzóc, dem “Ort der Sieben Höhlen”. Hier lebten die Chichimeken, die sich selbst Mexica nannten. Weiter spricht die geheimnisvolle Erzählung von einem sagenumwobenen Reich der Chichimeken im hohen Norden und berichtet von dem “Weißen Land” inmitten des Ozeans namens Aztlán. Die Sieben Höhlen beziehen sich auf die Sieben Stämme des Inselreiches. Tollán (Tula) soll eine erste Kolonie des Inselreiches gewesen sein. Dorthin begaben sich auch die Azteken nach ihrer Ankunft, um sich mit dem dortigen Wissen vertraut zu machen. Die Priester von Tollán prophezeiten eine lange Wanderung und an jener Stelle, wo ein Adler mit einer Schlange in den Klauen erscheinen würde, werde eine neue Stadt aus dem Meer emporsteigen. Unter Führung des Priesters Ténoch begaben die Azteken sich auf die Wanderung und erreichten ein Hochplateau, mehr als 2240 Meter über dem Meeresspiegel, unfruchtbar und trocken, doch mit zwei riesigen Seen und vielen Inseln. Auf einer dieser Inseln sahen die Priester das Zeichen - ein Adler auf einer Kaktuspflanze, der eine Schlange in den Klauen hielt. Die Azteken fanden das Hochtal bereits besiedelt vor und doch bauten sie zu Ehren des Tlaloc, den Gott des Wassers und der Fruchtbarkeit, einen bescheidenen Tempel aus Schilfrohr auf der Insel. Die Bewohner von Culhuahkán (Hügel der Sterne) beobachteten das Treiben mit großer Sorge, da die Azteken zu den von den Göttern von Aztlán geschaffenen Mischwesen gehörten. Die Ankömmlinge machten sich daran, die Sümpfe zu bezwingen und Bewässerungskanäle um ihre Insel herum zu graben. Sie beschäftigten sich auch erfolgreich mit der Landwirtschaft, besonders mit dem Anbau von Mais. Dann jedoch verdingten sie sich als Söldner für verschiedene Stämme in der Umgebung. Grausam und mit roher Gewalt schlugen die Aztekenkrieger auf ihre Gegner ein. Ihr schlechter Ruf eilte ihren voraus und die benachbarten Völker wollten ihre Gegenwart nicht mehr dulden. Doch schon griffen die Azteken zu den Waffen und rissen die absolute Macht an sich. Auf einer Siegesfeier provozierten sie die Culhuahkáner, indem sie die Tochter des Herrschers die Haut abzogen, in der gewandet sie einen Krieger auftreten ließen. Nach zahlreichen territorialen Kämpfen mit benachbarten Ethnien, insbesondere mit den ebenfalls kriegerischen Tapaneken, die einst auch aus Aztlán gekommen waren, konnten die aztekischen Kriegerhorden ihre Vorherrschaft sichern. Die Bezeichnung Azteken (aus Aztlán kommend) bezieht sich auf nunmehr sämtliche von Aztlán gekommenen Stämme, rund um den Texcocosee. Die neue große Hauptstadt wurde nach Ténoch benannt. Bereits früh verbündete sich Tetzcohco, ein Stadtstaat der Acolhua, mit Tenochtitlán, dem sich die abtrünnige Tepaneken-Stadt Tlacopan anschloß. Nach dem Tod des Tapanekenherrschers Tezozomoc gelang dem Dreibund der Sieg über Azcapotzalco (Stadt der Ameisen), die Hauptstadt des Tapanekenreiches. Die siegreichen Herrscher hielten sich nun für Auserwählt und zerstörten alle historischen Dokumente der besiegten Herrscherhäuser. Niemand stellte sich der neuen Ordnung entgegen, außer Tlatelolco die Schwesterstadt Tenochtitláns, die jedoch bald vereinnahmt wurde. Tlatelolco entwickelte sich zum größten und wichtigsten Markt im Aztekenreich. Das religiöse Zentrum von Tenochtitlán wurde beherrscht von der großen Doppel-Pyramide, geweiht Huitzilopochtli, dem Gott des Krieges, der Sonne, des Menschenopfers und Schutzpatron der Stadt; sowie Tlaloc, dem Gott des Regens, der Fruchtbarkeit und des Wassers. Anläßlich der Einweihungsfeierlichkeiten der letzten großen Bauphase wurden über 70000 Kriegsgefangene geopfert. Ihnen wurde bei lebendigem Leib die Brust geöffnet und das Herz herausgerissen, um den Sonnengott gnädig zu stimmen. Nach Entnahme des Herzens rollten die Priester den noch zuckenden Körper der Geopferten die steilen Tempelstufen hinab. An deren Fuß zerlegten reptiloide Gestalten die Körper fachgerecht und verteilten die Stücke zum Verzehr. Menschenopfer und Kannibalismus waren fest in der Kultur der Azteken verankert, jedenfalls innerhalb der kriegerischen Kaste, die wohl nicht menschlicher Art war. Tloque Nahuaque ist das Wesen aller Dinge, Bewahrer und Schöpfer des fünften Weltzeitalters und Herr der fünf Sonnen. Der geheimnisvolle Gott ist der einzige Schöpfergott im Kosmos und Vater von Ometeotl, dem Gott der Dualität. Dieser alte Gott, der keine Tempel hatte, daselbst die kosmische Energie, aus dem alle Dinge entstehen, formte Coatlicue.
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Coatlicue gebar die ersten vier Götter des Universums. Diese werden Tezcatlipocas genannt und sind die Macher des vertikalen und horizontalen Universums. Alle göttliche Handlungen, sowohl die wohlwollenden als auch die böswilligen multiplizieren sich in ihre Persönlichkeit, die dahin ausgerichtet ist, zu zerstören was gezeugt wurde und neue Welten zu erschaffen. Der schwarze Tezcatlipoca verkörpert die Dunkelheit und bezieht sich direkt auf das schwarze Unbekannte, das dunkle Spiegelbild des Universums. Er ist der wahre Gott, Herr und Meister des Himmels, allmächtig und unsichtbar im Bösen und Guten. Sein Name ist “Nachtwind”, denn er schuf Mond und Sterne. Als der nördliche Herrscher am Himmelshorizont führt er die Menschen in Versuchung, sät Zwietracht, Hass und Krieg. Geist und Materie des Schöpfergottes sind unsterblich und immer jung. Er belohnt die Gerechten und straft die Abtrünnigen mit bösartigen Krankheiten und andere Übel. Tezcatlipoca war bereits an der Erschaffung der ersten Sonne beteiligt. Diese Welt wurde allerdings von Quetzalcoatl zerstört. Als Herr von der Nordseite des Universums trug Tezcatlipoca einen magischen Spiegel. Von ihr stieg, um Feinde des Gottes zu binden und zu töten, schwarzer Rauch in das Himmelsgewölbe auf.
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Neben dem Gott der Vorsehung, Tezcatlipoca, oder dem schwarzen Tezcatlipoca, gab es noch einen Urgott, denn am Anfang war das Nichts. Diese “Etwas” verkörpert der rote Tezcatlipoca, Xipe-Totec genannt, unser Herr - der Geschundene. Er ist der Gott der Erneuerung und der Kriegsführung und wird dargestellt in einer geschundenen menschlichen Haut, die er sich übergestreift hat, wo die Hände an den Handgelenken lose nach unten baumeln. Seine Insignien sind Zipfelmütze und Rassel, die zum Kampfe auffordern. Manchmal wird er mit einem gelben Schild dargestellt und einen Einschnitt auf der Brust, wo das Herz des Opfers entnommen wurde. Im Frühjahr an der Tagundnachtgleiche vor dem Einsetzen der Regenzeit fand das Fest “Tlacaxipehualiztli”, Häutung der Menschen zu Ehren Xipe-Totecs statt. Am ersten Tag wurden Gladiatorenkämpfe unter den Kriegsgefangenen veranstaltet. Am zweiten Tag streiften sich Krieger die Haut der getöteten Kämpfer vom Vortag über und warteten auf die tapferen und furchtlosen Kameraden, die nun den Rest im Streit niedermachte. Zusammen gingen die kühnen Krieger des Xipe-Totec nach Ende des Spiels in der blutgetränkten Haut ihrer Feinde durch die ganze Stadt und baten in den Häusern um Almosen oder Geschenkte für die Liebe des Kriegs- und Fruchtbarkeitsgottes.
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Xipe-Totec, eng verbunden mit der landwirtschaftlichen Erneuerung, der Maisernte und den Jahreszeiten, entschied über Leben, Tod und Wiedergeburt. Der lebendige Gott verbarg sich unter dem oberflächlichen Anschein von Tod, bereit, wieder hervorzutreten, die Pflanzen zum Keimen zu bringen. Daher wurden den Sklaven und Kriegsgefangenen zunächst das Herz herausgeschnitten und anschließend die Haut abgezogen. Priester trugen die Haut 20 Tage lang, damit Xipe-Totec das grüne Kleid des Frühlings bringen möge. Diese Zeremonie nannten die Azteken “Neteotquiliztli”, Identitätswechsel des Gottes. Am Ende des 20 Tage andauernden Festes legten die Priester die knarrenden Häute in speziellen Behältern mit dicht schließenden Deckeln um die Verwesung zu stoppen. Diese Urnen wurden in einer Kammer unter dem Ritualtempel aufbewahrt.
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Die Bevölkerung war der religiösen Überzeugung, das daß Universum durch das Vergießen von menschlichen Blut aufrecht erhalten wird. Die Kriegerkaste benutzte die Menschenopfer als Instrument zur Einschüchterung und Kontrolle, vor allem der feindlichen Völker. Auch dann noch, als die letzten Einwanderer von Aztlán, die Horden zur Aufrechterhaltung der Macht der Götter, vor allem Huitzilopochtlis, bezwungen und vernichtet waren. Die alte Ordnung war bereits wieder hergestellt und die Priester und Gottkönige waren nicht bereit, ihre Herrschaft wieder an die Stämme abzugeben. Die Priester verwendeten ein Paket von psychologischen Waffen, um ihr Reich zu erhalten, die ihre Wurzeln in der Erziehung zur Angst hatte. Die aztekische Priesterschaft war klein im Vergleich zur Bevölkerung des Landes, deren Steuerung in der Hand der Gottkönige lag, daß sich das Aztekenreich nannte.
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Quetzalcoatl, die “Gefiederte Schlange”, symbolisiert das Leben, das Licht, die Weisheit, die Fruchtbarkeit und das Wissen um die Winde des Tages. Während Xipe-Totec über das östliche Universum regiert, herrscht Quetzalcoatl als weißer Tezcatlipoca über das westliche Reich. Quetzalcoatl, Gott des Windes, der Dämmerung, der Künste und des Wissens war der Schutzgott der aztekischen Priesterschaft, des Lernens und des Wissens. Er galt als der Beschützer der Goldschmiede und als Morgen- und Abendstern stand er für Tod und Wiedergeburt. Als Priesterkönig von Tollán, der Hauptstadt der Tolteken, schuf er den Aztekenkalender. Durch schwarze Magie vertrieb Tezcatlipoca ihn aus Tollán, den Gott, der vermutlich seine Ideale in der geheimnisvollen Stadt Teotihuacán sah, den Ort, wo die Wiege der Götter stand. Quetzalcoatls wichtigstes Kultstätte stand in Cholollan (Cholula). Frühe Überlieferungen berichten von Quetzalcoatl als Herrscher des zweiten Weltzeitalters und stellen ihn reptilienartiges Mischwesen dar. Der geheimnisumwitterte Gott aus dem Erbe Teotihuacáns soll, so die Überlieferung der Azteken, jedoch zuletzt bärtig und hellhäutig gewesen sein. Die Identität des Gottes vermischt sich mit dem toltekischen König Ce Acatl, bärtig und hellhäutig, der den Namen “Ce Acatl Topiltzin Quetzalcoatl” trug und lange Zeit über die legendäre Stadt Tula (Tollán - Ot der Binsen) regierte.
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Quetzalcoatl verkündete eines Tages seine Abreise nach dem geheimnisvollen Tlapallan, jenseits des Ozeans. Auch Ce Acatl Topiltzin Quetzalcoatl begab sich am Ende seines Lebens auf eine lange Wanderung. Auf einem von Schlangen gebildeten Floß (Himmelsbarke) segelte er über das weite Meer und erreichte Tlillan Tlapallan (Land der roten Felsen). In den alten Schriften, wo Quetzalcoatl als Reptil, göttliche Schlange mit den Federn des heiligen Quetzalvogels dargestellt wird, ist eindeutig eine Verbindung zu den letzten Ankömmlingen aus Aztlán (Atlantis) ersichtlich. Ihm wurden nur Schlangen, Vögel und Schmetterlinge geopfert. Coatlicue (Cihuacoatl-Weibliche Schlange) war die Erdgöttin, Göttin des Feuers, des Lebens, des Todes und der Wiedergeburt. Sie trug einen Rock aus sich krümmenden Giftschlangen und ein Halsband aus menschlichen Herzen, Händen und Schädeln. Ihr Kopf war abgetrennt und aus ihrem Hals entsprangen zwei schreckliche Schlangen.
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Als unersättliches Monster grub sie mit ihren Klauen kontinuierlich Gräber und verzerrte alles Lebende. Nachdem sie Quetzalcoatl und den Höllenhund Xolotl geboren hatte, wollte ihre älteste Tochter Coyolxauhqui dem Treiben ein Ende machen und stach die Schlangengöttin beim Fegen des heiligen Tempels nieder. Ein paar magische Kolibrifedern fielen auf ihre Brust und Huitzilopochtli, der blaue Tezcatlipoca sprang in voller Rüstung aus ihrem Schoß und tötete Coyolxauhqui und weitere 400 Brüder und Schwestern. Huitzilopochtli schnitt ihre Gliedmaßen ab, und warf die Brut in den Nachthimmel. Dort stieg Coyolxauhqui zur Mondgöttin auf und herrschte fortan über ihre Geschwister, den Centzon Huitznáhuac, die Sterne des südlichen Nachthimmels. Als Sonnengott befand sich Huitzilopochtli im ständigen Kampf mit der Dunkelheit und dem Mond. Als Gott des Südens wurde er oft als Kolibri dargestellt oder zumindest mit Kolobrifedern auf seinem Kopf und seinem linken Bein. Sein Gesicht war schwarz und in der rechten Hand trug er eine Blitzwaffe, die als Schlange abgebildet wurde und den Namen “Xuihcoatl” trug. In der linken Hand hielt er einen Schild und einen Lorbeerzweig. Meistens sahen die Azteken ihn jedoch mit gehörntem Jaguarkopf, hässlichem Gesicht mit aufgerissenem Rachen und scharfen Reißzähnen. Dazu gespaltene Klauen an den Füßen und auf dem Rücken pechschwarze Fledermausflügel.
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Nach der Zerstörung von Tenochtitlán wurde das Areal von der neuen spanischen Kolonialstadt überbaut. Sämtliche Spuren der einst so mächtigen Aztekenmetropole verschwanden von der Bildfläche. Erste Versuche das ehemalige Zeremonialzentrum zu lokalisieren begannen Ende des 19. Jahrhunderts und zogen sich bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hin. Erst am 21. Februar 1978 machten Arbeiter der örtlichen Energieversorgung eine sensationelle Entdeckung. Sie gruben an einem leicht erhöhten Platz, der im Volksmund “Insel der Hunde” genannt wurde, weil bei Überschwemmungen sich die Straßenhunde hier versammelten. In etwa zwei Meter Tiefe stießen die Arbeiter auf einen gewaltigen Monolithen, der sich als riesige Scheibe von über 3,25 Meter im Durchmesser entpuppte. Die runde Platte war 30 Zentimeter dick und wog 8,5 Tonnen. Das Relief zeigte ein Bild der zerstückelten Mondgöttin “Coyolxauhqui” und lag am Fuße der Stufen zum großen Pyramidenheiligtum (Templo Mayor) von Tenochtitlán. Damit die Ausgrabungen an der Doppel-Pyramide, dem religiösen Zentrum der Aztekenstadt beginnen konnten, mußten dreizehn Gebäude abgerissen werden. Mehr als 7000 Artefakte wurden gefunden, meist Tontöpfe, Skelette von Fröschen, Krokodile, Schildkröten und Fische, sowie Schneckenhäuser, Korallen, etwas Gold, Alabaster, Figuren, Urnen, Bildnisse von Tlaloc, Masken, Kupferrassel, verzierte Schädel und Messer aus Obsidian (vulkanisches Glas) und Feuerstein.
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Um die wachsende Größe der Städte zu reflektieren, versuchten die Herrscher die religiösen Zentrum stetig zu erweitern und die Pyramiden zu vergrößern. So erfuhr auch der Templo Mayor im Laufe der Zeit sieben Erweiterungen. Die erste Pyramide wurde aus Holz errichtet und dürfte nicht lange gestanden haben. Die zweite steinerne Pyramide war auf der Nordseite mit zwei Stuckschreinen bedeckt. Hier stand eine Chak-Mo’ol Skulptur. Dazu gab es an der Südseite einen 50 Zentimeter hohen Opferblock (Techcatl) aus Vulkangestein. In der dritten Bauphase wurden die großen Steintreppen mit acht Fahnenträger verziert, die als göttliche Krieger den Zugang zu den oberen Schreinen bewachen sollten. Die vierte Bauphase gilt als die Phase, in der die reichsten Verzierungen und Skulpturen angebracht wurden.
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Die große Plattform wurde mit Schlangen dekoriert, die in ihrer Form Affen und Tlaloc ähnelten. Auch die Treppe zum Schrein von Tlaloc, mit Altar und Froschskulpturen, dekorierte die Priesterschaft mit gewellten Schlangenlinien. Das Abbild der Mondgöttin, der kreisförmige Monolith stammt ebenfalls aus dieser Periode. Während der fünften Erweiterung erhielt die große Plattform Stuckverzierungen und der große Zeremonialplatz bekam eine Pflasterung. Während der Bauphase des sechsten Tempels wurde der heilige Bezirk mit einer Schlangenkopfwand ummauert. Insgesamt wurden drei heilige Tempelschreine errichtet und dazu das von den Göttern geforderte Haus der Adlerkrieger. Bei der Einweihung opferten die Priester pro Tag etwa 1000 Gefangene über einen Zeitraum von 20 Tagen. Das Blut der Geopferten floß die breiten Stufen der großen Pyramide hinab auf dem Zeremonialplatz von Tenochtitlán, dem nunmehr größten und aktivsten Kultzentrum der Azteken aus.
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Nach der siebten und letzten Bauphase erstrahlte die Pyramide mit vier geneigten Terrassen und einem Durchgang zwischen jeder Ebene, gekrönt von einer großen Plattform, die etwa 80 mal 100 Meter groß war. Weiterhin ruhte die Hauptfassade der Tempelpyramide auf einer gewaltigen Plattform von unvorstellbarer Größe und war nach Westen ausgerichtet. Zwei überdimensional große Treppen führten zur oberen Plattform, wo sich zwei Heiligtümer befanden. Der mächtige südliche Heiligenschrein mit einer Höhe von 30 Metern war Huitzilopochtli, dem Gott des Krieges geweiht und der gleichgroße Schrein im nördlichen Bereich, Tlaloc, dem Gott des Wassers. Die Doppelpyramide erreichte eine Höhe von insgesamt 60 Meter. Die Schreine, Häuser der Götter, hatten große Kohlebecken, wo die heiligen Feuer kontinuierlich brannten. Am Eingang wurden Statuen von Kriegern platziert, die die Fahnenträger bei der Bewachung der Pyramidenheiligtümer unterstützen sollten. Außerdem wurde jede Treppe durch Balustraden, geformte Wellen flankiert, die an der Basis in bedrohliche Schlangenköpfe aufgingen. Die Treppen durften nur von Priestern betreten werden, die die Gottheiten im Inneren des Tempels, von außen durch Vorhänge abgeschirmt, mit dem Gewünschten versorgten.
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Im Heiligtum wurde Huitzilopochtli mit Amaranth, getaucht in Honig und menschlichem Blut, versorgt. Er trug kostbare Gewänder und eine Maske aus Gold. Die verschiedenen Ebenen der Tempelpyramide spiegeln die Kosmologie der aztekischen Welt. Zunächst die vier Himmelsrichtungen, die Tore der Welt und die Straßen, die so ausgerichtet sind, daß sie gekreuzt alle Richtungen verbinden. Dann die Stelle, wo die Götter landeten, da wo die Menschen lebten, über ihnen die 13 Ebenen des Himmels und unter ihnen die neun Ebenen der Unterwelt, genannt Mictlán. Bei der Wiedereinweihung nach der siebten Bauphase sprechen einige Chronisten sogar von 84000 Menschenopfer. Die noch schlagenden Herzen wurden von den Priestern hochgehalten, während die blutigen Körper die Treppen herunterrollten. Der Zeremonialplatz glich einer Wanne, gefüllt mit Blut, wo gierige schlangenartige Wesen umherkrochen, die Geopferten zerstückelten und verzehrten. Diese Götter, die Coatl genannt wurden, mit dicken und smaragdgrünen Körper, mehr als zwei Meter groß, hatten im Gegensatz zu Schlangen einen gefiederten Kopf mit großen Augen und kleinen Flügeln. Der Götterglaube wurde auf allen Ebenen der aztekischen Gesellschaft durch die Hohenpriester verkündet und untermauert. Spezifische Rituale rund um die Herrscher-Dynastie zentriert, vermochten, sowohl das politische als auch das kosmische System zu stabilisieren. Beim Fest der Huey Tozoztli (Mahnwache) stieg der Herrscher selbst zu Tlaloc auf, um ihn um Regen zu bitten. In der gesamten Gesellschaft hatte jede Ebene ihre eigenen Rituale und Gottheiten. So feierten die Kaufleute das Tlaxochimaco-Fest, wo sie vorbestimmte Sklaven kauften und diese anschließend opferten. Im elften Monat des Jahres zelebrierten die Bürger von Tenochtitlán das Fest Ochpaniztli. Hier nahmen alle Besen zur Hand, fegten die Straßen und vollzogen rituelle Waschungen.
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Das spektakulärste Ritual war die Zeremonie des neuen Feuers. Die Azteken übernahmen diesen Brauch von anderen Zivilisationen, die von den Kriegerhorden dem mächtigen Reich angegliedert wurden. Während der letzten Tage des 52-jährigen Zyklus begannen die Vorbereitungen für die Zeremonie. Die Azteken nahmen an, daß in diesen Tagen die Welt in großer Gefahr wäre. Die Verlagerung von einem Zyklus zum anderen bedeutete Instabilität. Daher wurden alle Haushaltsgegenstände zerstört und zudem jede Arbeit verweigert, gefastet und geschwiegen. Sie fürchteten eine kosmische Instabilität und die Tzitzimime, die sonst nur während einer Sonnenfinsternis sichtbar wurden, könnten zur Erde herabsteigen und Menschen fressen. Diese weibliche Dämonen, skelettartige Sternengöttinnen waren mächtig und gefährlich zugleich. Als Weltzerstörerinnen und Gebärerinnen der Coatl tragen diese Wesen große Ketten aus Menschenherzen und Ohrringe in Form menschlicher Hände.
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Bei Sonnenuntergang begann die Prozession der Priester am zeremoniellen Zentrum von Tenochtitlán und schritt über einen Damm in Richtung Osten zu einem Berg namens Huixachtlan am östlichen Ufer des Texcoco-Sees nahe Colhuacán. Am Gipfel des erloschenen Vulkans stand ein Tempel. Hier residierte der bärtige und altersschwache Huehueteotl, Vater und Lenker der alten Feuergötter. Langsam gingen alle Feuer im aztekischen Reich aus und alle Blicke richteten sich zum heiligen Berg. Als der Gürtel des Orion am Himmelshorizont erschien, hielt Huehueteotl den Priestern das heilige Feuer entgegen und der Hohepriester entnahm der Glut eine eiserne Zange. Diese glutrote Stangenzange durchbohrte nun die Brust eines Mannes. Als die ersten Blutstropfen auf die glühenden Kohlen fielen, sprangen Funken zu den Reisigfackeln und läuteten einen neuen Zyklus ein. Das erste Feuer wurde zur großen Pyramide gebracht und von dort zum Calmecac (Haus der Kinder). Anschließend nahm das Feuer den Weg zu den andern Heiligtümern und Tempel. Schließlich brachten es Läufer zu den Häusern. Der Kult um Huitzilopochtli galt als Staatsreligion des aztekischen Reiches. Die Priester wurden Tlamacazqui genannt und bedeutet “Geber der Dinge”, denn das Volk stand bei den Göttern in der Schuld. Das Priestertum trug die Hauptverantwortung und sah sich in der Pflicht alles nur erdenkliche an Angeboten, Zeremonien und Opfer den Allmächtigen zu reichen. Besondere priesterliche Pflichten nahmen die Tlatoani, gottgleiche Herrscher der Azteken, in verschiedenen Ritualen auf der staatlichen Ebene wahr. Allerdings lag die oberste religiöse Herrschaft bei den Quetzalcoatls, zwei Hohepriester von Gott bestellt, die zudem für die bedeutenden Pilgerstätten, Cholollan und Tenochtitlán verantwortlich waren. Sie genossen großen Respekt über nationalstaatliche Grenzen hinweg. Unter diesen beiden Oberhäupter gab es unzählige Ebenen der Priester, Priesterinnen, Novizen und Mönche, die für die Kulte der verschiedenen Götter zuständig waren. Die Diener der Allmächtigen genossen eine harte Ausbildung, streng mit vielen Nachtwachen zu Ehren der Götter. Fasten und Buße gehörten zu täglichen Dienst und darüber hinaus hatten sie oft selbst zu bluten und verpflichteten sich zu den vorgeschriebenen Selbstkasteiungen in den Aufbau der Opferriten. Nicht in dem etablierten Priestertum eingereiht waren die vielen Schwarzmagier, Okkultisten und Einsedler, die von der aztekischen Gesellschaft gefürchtet wurden. Daneben waren auch die Logen nicht voll in der religiösen Ordnung eingereiht. Sie hatten Feste zu Ehren ihrer Gönnergottheiten auszurichten und eigene Sklaven vor den Bildnissen ihrer Götter in den jeweiligen Zeremonien zu opfern.
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Aztekentempel mit ihren pyramidenartigen Strukturen wurden grundsätzlich auf Hügel errichtet. Die Gebäude an der Basis oder auch kleinere Kammern unterhalb der Pyramide enthielten Ritualgegenstände und dienten als Unterkunft für die Priester, Tänzer und Tempelmusiker. Die Tempel wuchsen ständig in ihrer Größe, weil sie alle 52 Jahre (Aztekenjahrhundert) durch neue Pyramiden überbaut wurden. Die kontinuierliche Erneuerung motivierte die Tlatoani und andere Würdenträger ihre Leistungen durch die Bereitstellung von Skulpturen und Denktafeln in der neuen Pyramidenstruktur einzubringen. Bei der Einweihung wurden die Stufen und Ebenen der Pyramiden mit Blumen, Fahnen und allerlei anderen Dekorationen geschmückt. Auf der obersten Plattformen hielten die Priester und Tänzer die notwendigen Riten ab. In der mythologischen Tradition und Schöpfung der Azteken wurde Tamoanchan als das überirdische Paradies angesehen. An diesem “Ort der nebligen Himmel” sollen die Götter die erste menschliche Rasse aus Blut, Erde und Knochen, die sie aus der Unterwelt “Mictlan” stahlen, geformt haben.
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Drei heilige Stätten werden mit dem geheimnisvollen “Tamoanchan” verbunden. Einmal der Ort, wo die göttlichen Weisen und Gelehrten heilige Bücher, die Zählung des Schicksals, das Buch von Jahren und das Buch der Träume niederschrieben. Die zweite heilige Stätte bezieht sich auf einen Brunnen mit blau-grünem Wasser auf einem kleinen Hügel nahe dem Himmelshorizont. Eine dritte heilige Stätte bezieht sich auf die sieben Höhlen von Chicomoztoc, die Schöpfung durch Ehecatl (Quetzalcoatl) und die Verbindung zu Culhuacán (Ort der Menschen mit Vorfahren). Nach der Überlieferung wurde Culhuacán von den Tolteken unter Mixcoatl gegründet. Dort bezeichneten sich die Herrscher erstmals als Tlatoani, Botschafter und Verkünderer des göttlichen Willens. Letztlich hatten die Azteken verschiedene Mythen der Schöpfung, die sich auf mehrere Welten, auch Zeitalter beziehen. Vor dem gegenwärtigen Universum hat es vier Welten oder “Sonnen” gegeben. Die jetzige Welt ist die fünfte Sonne, in der sich die Azteken selbst als das Volk der Sonne sahen und dessen göttliche Pflicht es war, ständig einen kosmischen Krieg zu führen. Ohne diesen Krieg würde die Sonne vom Himmel verschwinden. Das Wohlergehen des Universums häng dabei von das Angebot von Blut und Herzen für die Sonne ab. Tezcatlipoca, Xipe-Totec, Quetzalcoatl und Huitzilopochtli versuchten ständig Gottheiten und Welten zu erschaffen. Doch bevor sie ihr Werk vollenden konnten, fiel das Geschaffene in das Urmeer und wurde von der schlangenartigen Kreatur “Cipactli” gefressen. Halb Krokodil und halb Fisch aus 18 Gliedern bestehend, war sie das einzige Geschöpf im Meer und immer hungrig. Damit Quetzalcoatl das Monster töten konnte, hielt Tezcatlipoca der urzeitlichen Schlange einen Fuß als Köder hin. Die List gelang und die Götter teilten Cipactli in zwei Teile, nämlich in Himmel und Erde. In der Mitte pflanzten die Schöpfergötter zwei Weltenbäume, wobei die Zweige neun obere und die Wurzeln neun untere Ebenen formten. Oxomoco, die Göttin der Astrologie und Wahrsagerei stieg aus den Zweigen hervor, verbannt sich mit Cipactonal, dem Geist der Baumeidechse und beide schufen zusammen mit Quetzalcoatl den “Azteken-Kalender”. Zu Ehren der Urzeitschlange bekam dieser erster Kalender 18 Monate und der erste Tag erhielt den Namen Cipactli.
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Das erste Zeitalter, oder die Erste Sonne, war das Zeitalter der Riesen. Tlaloc, der Gott der Fruchtbarkeit und des Regens, sowie Chalchiuhtlicue, die Göttin der Seen, Flüsse und Meere, auch der Schönheit begannen, die Erde in einen herrlichen Garten zu verwandeln. Doch der schwarze Tezcatlipoca, Gott der nächtlichen Sonne, konnte die Welt nicht erhellen, weil er ein Bein im Kampf mit Cipactli verloren hatte. Quetzalcoatl verteilte donnergrollend riesige Wolken aus Staub und Gestein um die Erde. Kälte breitete sich aus und alles Leben auf der Welt erlosch. Lediglich die Jaguare vermochten sich an dem Fleisch der Riesen zu nähren und überlebten. Kummervoll blickte die Herrin des Wasser zu Quetzalcoatl. Der Götterrat tagte und beschloß, nun Quetzalcoatl zu beauftragen, eine neue Sonne zu schaffen. Eine neue Welt entstand mit Menschen. Anfangs ehrten sie die Götter, doch dann verhielten sich sich zunehmend unzivilisiert. Tezcatlipoca trat hervor, zeigte seine Macht und Autorität als Gott der Zauberei und verwandelte die Menschen in Affen. Quetzalcoatl, der die fehlerhaften Menschen geliebt hatte, mußte sie durch einen mächtigen Wind von der Erde blasen. Dabei wurde auch die zweite Sonne vom Winde verweht. Nur ein Mann und eine Frau entgingen der Katastrophe, indem sie Schutz hinter einem Felsen fanden. In der dritten Welt wurde Tlaloc zum Sonnengott gekürt und seine Göttergemahlin Xochiquetzal brachte die Strahlenkränze der Liebe, Blumen und Mais zur Erde. Leider erschien die Dritte Sonne am Tag des Feuersteins am süd-östlichen Himmelshorizont im Herrschaftsbereich des Feuergottes. Tezcatlipoca erblickte die schöne Xochiquetzal, gefolgt von Vögel und Schmetterlingen. Von ihrer Anmut entzückt, entführte er die Göttin und zwang sie zur Heirat. Tlaloc verfiel in tiefer Trauer und ließ es nicht mehr regnen, so daß eine große Dürre über die Welt hereinbrach.
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Die Menschen baten um Regen, doch Tlaloc weigerte sich, bis die Sonne vom Feuer aufgezehrt war. Rauch und Flammen verdunkelten die Erde und im Feuerregen verbrannten ihre Bewohner. Die Götter mußten aus der Asche eine ganz neue Erde formen. Tlaloc vermählte sich mit Chalchiuhtlicue und herrschte mit ihr über Tlalocán, dem Paradies der mittleren Ebene des aztekischen Jenseits. Da in Tlalocán nur Freunde, Glück und Zufriedenheit herrschte, baten die Götter Chalchiuhtlicue diese Freunde auch zur Erde zu bringen. So begann das vierte Zeitalter unter der Herrschaft der Göttin der Seen und Flüsse. Tezcatlipoca erkannte bald, das daß liebevolle Treiben und die Freundlichkeit gefälscht war. In der Tat konnten Regen- und Meeresgötter wohl über ein Wasserreich herrschen, jedoch nicht über ein Erdenreich. Die Menschen verhielten sich wie Tiere, eben wie Fische. Der Götterrat sah sich gezwungen auch diese Welt zu vernichten. Ganze 52 Jahre wurde die Erde in sonnenloser Dunkelheit von unfruchtbaren Morast überzogen. Tlaloc öffnete seine Himmelspforten und ein unaufhörlicher Regen führte zu einer Sintflut ohnegleichen. Ganze Berge wurden vom Wasser verschluckt, und doch konnten sich zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, retten. Diesmal verbargen sie sich hinter einem Baum. Sowohl am Ende der zweiten Welt, als auch am Ende des vierten Zeitalters konnten sich zwei Menschen retten. Dies deutet daraufhin, daß wohlmöglich noch mehr Menschen überlebt haben und es auch am Ende der ersten und dritten Welt Überlebende gegeben hat, Tiere und Pflanzen eingeschlossen. Zu Beginn des fünften Zeitalters spielt Tecciztecatl eine wichtige Rolle. Er, der Sohn des Tlaloc und der Chalchiuhtlicue, bot sich am Ort des Zeitbeginns den Göttern an, das Licht in die Welt zu bringen. Die vergangenen Weltzeitalter hatten zwar einen Sonnengott, doch das Licht war den Welten versagt geblieben.
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Die Götter hatten sich zwar auf Nanahuatzin als Sonnengott geeinigt, doch sollte ein Wettkampf entscheiden, der darin bestand, in einen Scheiterhaufen zu springen um sich darin zu opfern. Der Gewinner sollte zum Sonnengott aufsteigen und der Verlierer zum Mondgott. Tecciztecatl warf erlesene Opfergaben in seinen Scheiterhaufen, während Nanahuatzin sich bescheiden zurückhielt. Als der Götterrat nun aber beide aufforderten, ins Feuer zu springen, zögerte Tecciztecatl. Nanahuatzin kannte keine Furcht und sprang sofort in die Glut. Schließlich wagte nun auch Tecciztecatl den Sprung in das prasselnde und zischende Feuer. Doch um Sonnengott zu werden, war es nun zu spät. Am Morgen des ersten Tages stieg Nanahuatzin als Sonnengott “Tonatiuh” am östlichen Himmel auf und beherrscht seitdem das Zeitalter der “Fünften Sonne”. Tecciztecatl, deren Leuchtkraft die Götter eindämmten, erschien am Abend am Himmelszelt als Mondgott “Metztli”. Die Legende berichtet, daß der Mond am Anfang der Zeit ebenso hell wie die Sonne schien. Vor etwa 4,5 Milliarden Jahren soll ein Himmelskörper mit der Erde kollidiert sein. Dabei wurden Trümmer in eine Erdumlaufbahn geschleudert, ballte sich dort und formte sich zum Mond. Durch die frei werdende Gravitationsenergie wurde der Mond aufgeschmolzen und vollständig mit Magma bedeckt. Wo hatten die Schreiber ihre Kenntnisse her? Natürlich von den Göttern, weil sie in engem Kontakt alles so niederschrieben, wie es ihnen die Allmächtigen auftrugen. Darüber hinaus muß an dieser Stelle gesagt werden, daß auf Jahresangaben, obwohl diese in den Schöpfungsmythen der Azteken (Maya) eingebracht wurden, völlig unsinnig sind und deshalb hier darauf verzichtet wurde. Schließlich hat es in den letzten 3500 Jahren keine globale Katastrophe oder gar fünf Sonnen gegeben.
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Die Codices und ihre Mythen scheinen sehr verwirrend, nicht nur wegen der Chronologie, sondern auch von der Tatsache her, daß sie ursprünglich von Mund zu Mund weitergegeben wurden und sich in vielerlei Hinsicht widersprechen. Zumal die Azteken viele ihrer Götter von anderen Stämmen übernahmen und diese andere Aspekte verliehen. Neue Mythen überlagerten älteren Mythen, indem die Namen der Götter sich änderten und die Popularität und Taten vermischt wurden. Grundsätzlich aber, wohnten die Götter in parallelen Welten. In der aztekischen Kosmologie dienen Höhlen und Berge als Ort der Kreuzung zwischen diesen Welten, den oberen und den niederen Universen der Göttlichkeit, die sich durch mehr oder weniger große Abweichungen von der realen Welt unterscheiden. Die Azteken, die eines natürlichen Todes verstarben mußten die untere Ebene des Universums, nämlich “Mictlán”, das Land der Toten durchqueren. Die Unterwelt bestand aus neun Ebenen, die der Verstorbene vier Jahre lang durchlief. Während dieser Zeit hatte der Tote schwierige Prüfungen zu absolvieren, um in die jeweils nächste Ebene zu gelangen. Am Ende kamen die Verstorbenen an einen neunarmigen Fluß, der nur mit Hilfe des Wächters der Unterwelt, dem Höllenhund “Xolotl” überquert werden konnte. Xolotl, Gott des Blitzes, des Todes und des Unglücks wird oft als Skelett oder als Wassermonster mit einem Hundekopf dargestellt. Er galt auch als Herr der Sterne, der die Sonne auf ihren gefährlichen Weg durch die dunkle Unterwelt begleitete. Xolotl herrschte über die Xoloitzcuintles (Nackthundrasse), die auf der ersten Ebene der Unterwelt, in “Itzcuintlán” lebten. Am Ufer des Unterweltflusses Apanohuáyan mußte der Verstorbene seine Kleider ablegen, damit ein Xoloitzcuintle sich der Seele des Toten annahm und ihn über den Fluß geleitete.
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Am anderen Ufer folgte die zweite Ebene, namens “Tépetl Monamicyan”, mit der ersten Prüfung. Dieser Ort bestand aus einer gewaltigen Schlucht, flankiert von zwei mächtigen Hügeln, die sich fortwährend verschoben, so daß der Verstorbene sich entsprechend beeilen mußte, um die Schlucht zu durchqueren. Anschließend kamen die Hügel der Obsidianmesser “Itztépetl” auf ihn zu. Dieser Ort war bedeckt mit scharfkantigen Steinen, an dem die Körper der Toten zerschnitten und zerrissen wurden. Auf der vierten Ebene, “Itzehecáyan” angelangt, traf der Verstorbene auf einen messerscharfen Wind. Acht sägescharfe Hügel waren im Eis- und Schneegestöber zu überqueren, bevor “Pancuecuetlacáyan” im trüben Nebel auftauchte. Bekannt als eisige Wüste mit kalten Winden und von dunklen Mooren und Sümpfen umgeben, die die Körper der Toten nur fliegend überwinden konnten. Kaum überwunden, standen die Seelenleiber auch schon von dem Ort, der sich “Temiminalóyan” nannte. Hier erhob sich das geschlagene und blutrote Kreuz eines leidenden Gottes. Die Toten hatten sich dem Herrn der Pfeile zu unterwerfen, sonst wäre auf dieser Ebene alle Hoffnung verloren. Die unsichtbaren Hände dieses gefallenen Herrn verfehlten niemals ihr Ziel, nämlich das Herz der Seelen, die unbedingt “Teyollocualóyan”, die siebte Ebene erreichen mußten. Ohne sein Herz fiel der Verstorbene in den Seelenfluß Apanhuiayo von Teyollocualóyan, daß eine Grube voll Abwasser ähnelt. In dem dunklen Wasser lebt die Riesenechse Xochitonal, die nur darauf wartet, aus der trüben Flut heraus nach den geschundenen Leibern zu schnappen. Doch wer alle sieben Ebenen unbeschadet überstanden hatte, stand nun unmittelbar vor dem Tempel des Todes, aber befand sich noch auf der achten Ebene, namens “Itzmictlán Apochcalocán”. Vor den Verstobenen breitet sich ein grauer Nebel aus, der sie blendete und in die Irre führte. Irgendwann standen die Seelenleiber dann doch am Ufer des Chicunahuápan, dem Fluß der neun Gewässer im Tal der Finsternis. Hier nahm sich der Höllenhund Xolotl den Seelen an, überquerte mit ihnen den Fluß und geleitete sie durch das Höllentor zum Obsidiantempel der dunklen Göttlichkeit, Herrscher von Mictlán auf der neunten und letzten Ebene der Unterwelt. Mictlantecuhtli war neben anderen Unterweltgöttern der oberste Gott der Toten und Herr über das Tal der neun dunklen Gewässer. Oft wurde er als Skelett, blutbespritztem Schädel, allerdings mit Augäpfel, die er stets geschossen hielt, dargestellt. Er trug Eulenfedern als Kopfschmuck und neben eine Halskette aus menschlichen Augäpfeln, auch Ohrenstecker aus menschlichen Knochen. Skelett-Bilder dienten als Symbol der Fruchtbarkeit, Gesundheit und Fülle, in Anspielung auf das ständige Werden und Vergehen. Die Sandalen, die er trug, symbolisierten seinen hohen Rang als Herrscher von Mictlán. Seine Arme verharrten in einer aggressiven Stellung, die zeigen sollten, ständig zum Sprung bereit zu sein, wenn ein Verstorbener vorüberging. So stand auch sein Maul, bereit zum schnappen, fortwährend auf. Grimmig blickte der dunkle Lord über eine Welt ohne Schatten, der ewigen Dunkelheit und Ängste.
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Seine Frau Mictecacihuatl stand für die elfte Stunde und der nördlichen Himmelsrichtung, die Region des Todes. Eng verbunden mit Spinnen, Eulen und Fledermäuse bewohnte sie eine fensterlose Burg in Mictlán auf einer Anhöhe in der Nähe des Obsidiantempels. Mictlantecuhtli standen acht weitere Unterweltgötter zur Seite, die jeweils über eine nicht vorbestimmte Stunde der Nacht regierten. Jeder dieser Herren besaß Eigenschaften, teils gute, aber vor allem schlechte, die sich sofern sie am Anfang der Dunkelheit erschienen, als Omen für die gesamte Nacht empfunden wurden. Tlaloc war zwar Herrscher von Tlalocán, dem Paradies in der göttlichen Oberwelt, doch hatte er auch einen festen Platz in der Unterwelt. Hier herrschte er über das dunkle Wasser und galt als der Gott, der die Wege, Tunnel und die Höhlen bewacht. Er galt als Urheber von einer Unzahl von tödlichen Krankheiten. Daher war Tlaloc sehr gefürchtet, doch alle, die durch seine Hand starben führte er sogleich nach Tlalocàn. Ein Gang durch die Unterwelt blieb auch den Menschen erspart, die durch das Wasser verstarben oder vom Blitz erschlagen wurden. Chalchiuhtlicue stand Tlaloc auch in Mictlán zur Seite, indem sie über die dunklen Seen, Bäche und Flüsse herrschte. Die Schriften der Urzeit belegen, daß Tlaloc und Chalchiuhtlicue bereits in Teotihuacán verehrt wurden und daher zu den Urgöttern zählten, die aus der Dunkelheit (Kosmos)kamen. Ein weiterer gefürchteter Gott der Unterwelt war Xiuhtecuhtli, Gott des Feuers und Herr der Vulkane. Er wird oft mit Huehueteotl verwechselt oder gleichgesetzt, obwohl sich Xiuhtecuhtli als junger Feuergott-Krieger zeigt. Dargestellt meist in türkisfarbenen Mosaiken mit Krone und Schmetterlingen auf der Brust. Er trägt häufig einen Cortinga-Vogel auf der Stirn und eine Schlange (Xiuhcoatl) auf seinem Rücken. Seine Herrschaft wird eng mit jugendlichen Kriegern verbunden, die ihn auch als Sonnengott verehrten.
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Xiuhtecuhtli regierte in seiner Feuerburg in der Mitte der Erde, wo er stets als Wächter der Zeit und Herr des Jahres die erste Stunde der Nacht (Sonnenuntergang) für sich beanspruchte. Statuetten in den Tempeln zeigen Xiuhtecuhtli, wie auch Mictlantecuhtli, sitzend mit verschränkten Armen. Die Götterwelt der Azteken war umfangreich und äußerst komplex. Darstellungen von Göttern finden sich in Flachreliefs, Gefäßen und Wänden, aber vor allem in den Codizes, der Maya, Azteken und Mixteken. Viele Götter waren anfangs mit bestimmten Städten verbunden. Einmal im Jahr fertigten die Azteken ein Bildnis aus Holz von Xiuhtecuhtli an. Reich mit Kleidung, Federn und mit einer aufwendigen Maske geschmückt wurde das Idol mit Blut von Wachteln übergossen, bevor es mit Kopal (Harz) zu seinen Ehren verbrannt wurde. In der Nacht wurden Vögel, Schlangen, Eidechsen, die zehn Tage vor dem Fest gefangen wurden, verbrannt.
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Alle vier Jahre nahmen die Herrscher von Tenochtitlán am Fest im Tempel des Xiuhtecuhtli teil, wo Sklaven und Gefangenen als Feuergottheit verkleidet und anschließend geopfert wurden. Als Paten waren Kinder berufen, die ihre Ohren eigens für diesen Tag rituell durchbohrten und letztlich mit ihren Eltern am Festmahl teilnahmen. Spirituell lebte der Geist Xiuhtecuhtlis in der Feuerschlange Xiuhcoatl, geschwungen von Huitzilopochtli. Diese Blitzwaffe findet sich in der Mythologie des Nordens als Hammer des Thor. Ursprünglich symbolisiert diese Waffe die Mächte der Finsternis, die von den feurigen Strahlen der Sonne angetrieben werden. Die Göttin Itzpapalotl herrschte ebenso wie Tlaloc in der dunklen Unterwelt, wie auch in der Oberwelt, in dem göttlichen Garten namens Tamoanchan, wo die erste Menschenrasse aus Blut, Erde und Knochen erschaffen wurde.
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Sie zeigte sich den Azteken als Fledermaus mit den Klauen eines Jaguars und Zehen so scharf wie Adlerkrallen. In Tamoanchan erschien sie als Schmetterling mit Skelettkopf, deren Obsidianflügel so scharf wie Messer waren. Die Göttin in schwarzer Kutte konnte ihre Erscheinungsform auch ändern und als eine schöne, verführerische Frau auftreten. Die Legende berichtet, daß sie eines Tages mit ihren Zofen, die Tzitzimime, vom Himmel gefallen sei und auf Erden wandelte ohne entdeckt zu werden, weil sie einen unsichtbaren Mantel (Tarnkappe) trug. Frauen, die bei der Geburt eines Kindes starben, holte Itzpapalotl zu sich nach Tamoanchan, damit blieb ihnen der Gang durch die neun Stufen der Unterwelt erspart. Ein weiterer Gott der Unterwelt nannte sich Piltzintecuhtli, Herr der dritten Stunde der Nacht und Halbgott der aufgehenden Sonne, Wächter und Beschützer der Kinder auf Erden.
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Außerdem galt er als Gott der halluzinatorischen Pflanzen, einschließlich der Pilze. Die dunkle Tlazolteotl war eine duale Göttin und stand einmal für Laster, Krankheiten und Verfehlungen, andererseits aber auch für die Reinigung. So vergab sie Sünden und Krankheiten, die von Untaten herrührten. In der Mythologie nimmt eine Kulturpflanze, nämlich Mais eine zentrale Rolle ein. Dem gemäß gab es mehrere Maisgötter und einer von ihnen ist Centeotl, der Sohn von Tlazolteotl und Piltzintecuhtli. Die Fruchtbarkeit und überhaupt jedes Element im Kosmos war beseelt und Ausdruck des Übernatürlichen und daher war klar, daß Aussaat, Keimung und Wachstum in den Händen der Götter von Mictlán lag. Der jungendlicher Gott Centeotl wurde gelblich mit einen Maiskolben an der Stirn dargestellt. Ihm zur Seite stand Chicomecoatl, die Erdgöttin, Hüterin der jungen Maispflanzen und Gemahlin Tezcatlipocas. Sie hatte eine rote Haut und trug oft die Attribute Chalchiuhtlicues. Entsprechend der Wachstumsphasen durchlief sie drei verschiedene Ebenen, in der sie sich zeigte als: Das Mädchen, das Blumen bringt, die Dame, deren Umarmung den Tod bringt und schließlich als Mutter, die eine Sonnenscheibe als Schild trägt. Die magische Kraft, die in der Maispflanze und überhaupt in jedem Objekt steckt, bringt alles zum gedeihen. Macht oder Kraft, auch Schicksal, Fruchtbarkeit, Wachstum und Tod ist nur durch Verehrung der Götter und ihren Einfluß auf die Elemente des Lebens beherrschbar. Schließlich endet die Dunkelheit bei Tepeyollotl, dem Gott der achten Stunde der Nacht. Als Herr über Erdbeben, Echos und Jaguare vermischt sich seine Identität in dieser Stunde mit Mictlantecuhtli und Tezcatlipoca. Dann tritt Tlatecuhtli aus der Dunkelheit hervor, eine furchtbare Schlangenkreatur, die im Urmeer lebte. Die Legende berichtet: Tezcatlipoca und Quetzalcoatl waren sich einig, das daß schreckliche Ungeheuer keine gelungene Schöpfung sei. In diesem Schöpfungsmythos verwandelten sich die beiden Götter in zwei Riesenschlangen und zerrissen Tlatecuhtli in zwei Teile. Die eine Hälfte bildete die Erde und die andere den Himmel. Tlatecuhtlis Leib sollte für alle Zeit in dieser Welt die Grundlage für das Gedeihen aller Nahrungspflanzen sein. Aber damit die Erde auch wirklich gedeiht, ruft Tlatecuhtli in dieser Welt jede Nacht nach Menschenopfer.
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Die Mythologie der Azteken berichtet von dreizehn Himmel, die vom Geist der urzeitlichen Schlangenkreatur Cipactli zusammengehalten werden. Die Werte der Schlangenseele spiegeln sich in der vertikalen Ordnung des Universums. Die oberen Kräfte neben Einfluß auf die unteren Kräfte der Erde. Auch fallen täglich Himmelskörper in die Unterwelt und steigen gestärkt aus ihr empor, stützen die Mittelachse des Universums und konvergieren die vier Himmelsrichtungen, die von ihnen ausgehenden Kräfte. Vom Mittelpunkt der Erde steigt Xiuhtecuhtli, der Feuergott (Teufel) auf und verbindet Himmel und Erde an den vier Ecken des Kosmos, oben und unten. So wird auch der Mensch ein Teil der fünf Elemente, nach deren dynamische Prozesse alle Wandlungen im Bereich des Lebendigen ablaufen. Die Phasen der Wandlung beziehen sich auf Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde, oder auch Erde, Wasser, Feuer, Luft und Leere. Aristoteles setzt neben den vier Grundelementen der antiken Welt, also Feuer, Wasser, Erde und Luft, das fünfte Seiendes (Quintessenz) hinzu. Hiermit ist der Geist des Lebens gemeint, oder die Seele, die göttliche Kraft des Universums. Tezcatlipoca herrschte über die nördliche Hemisphäre “Mictlampa”, den Ort der ewigen Ruhe und der grauen Vorfahren. Hier am Tor zur Unterwelt wartete die Eidechse Xochitonal auf die Toten, um ihre Seelen zu befragen, zu prüfen und zu richten.
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Die östliche Hemisphäre “Tlahuiztlampa” beherrschte Xipe-Totec in einer Art, die ihm vom Rat der Ahnen befohlen war. Quetzalcoatl hatte hier das Fliegen erlernt und galt als Hüter der östlichen Energie, die er durch die Schnecke, als Symbol der ständigen Weiterentwicklung über die Welt verstreute. Xipe-Totex hoffte auf die übersinnliche Kraft, die das Leben birgt, auf dass es sich allmorgendlich als Ur-Lichtstrahl am Himmelszelt zeige. Dann weiter nach Westen zieht, durch das Land der Zauberer, dem Herrschaftsgebiet von Quetzalcoatl, dort wo das Licht mit der Sonne im Meer von “Cihuatlampa” versinkt. Doch die Sonne streifte auf ihren täglichen Weg die südliche Hemisphäre “Huitztlampa”, beherrscht von Huitzilopochtli, dem mächtigen Schöpfergott, der von den Azteken als Sonnengott angebetet werden mußte. Dies war eine Unabdingbarkeit, weil Huitzilopochtli nur in dieser Position bereit war, die Sonne für ihre alltägliche Reise am Himmelszelt sicheres Geleit zu gewährleisten.
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Die erste Ebene des himmlischen Universums nennt sich Ilhuicatl-Tlalocán-Metztli und wird als Wohnsitz der Götter Tlaloc, Metztli, Tlazolteotl und Ehécatl angesehen. In der östlichen Region dieser ersten Himmelsstufe residiert Tlaloc in seiner Himmelsburg “Tlalocán”. Dieser Ort befindet sich zwischen den Wolken und dem Mond. Für die Azteken war Tlalocán das Paradies, weil von ihr der Regen sich über die Erde ergoß und die Pflanzen zum gedeihen brachte. Tlaloc oder “Gott ist”... , der Regen und der Donner, die höchste Macht der Natur. Es herrscht Unklarheit darüber, wer nun wirklich der oberste Gott der Azteken war. Tatsache ist, das Tlaloc als Spender des Lebens galt, und Wohltäter, nur manchmal zeigte er sich in seiner zerstörerischen Art. Dies ist kein Widerspruch, weil der Himmel sich senken muß, um die Erde zu befruchten und die Felder zu bestellen, um die Samen zum keimen zu bewegen. In dieser Hinsicht werden Muttergottheiten oft mit Umwelt-Elementen verbunden. In diesem Fall und in diese Himmelssphäre nimmt Metztli, der Mond, vertreten durch die Mondgöttin eine übergeordnete Stellung ein. Sie ist es, die mittels einer Schlange das Wasser auf der Erde verschluckt und wieder ausspeit. Hiermit ist die Gravitationswirkung des Mondes und dessen Einfluß auf die Gezeiten gemeint, die damals schon den mesoamerikanischen Völkern bekannt war. Ehécatl, Gott der Winde, war es, der den Mond durch einen Stoß in Bewegung setzte und so einen Kreislauf in Gang brachte, der die Erde gedeihen ließ. Ehécatl läßt die Wolken am Himmel wandern, damit Tlaloc alle Regionen der Welt mit Regen versorgen kann. Eines Tages verliebte sich Ehécatl in die schöne Mayahuel, deren Großmutter eine Tzitzimime war, die im Morgengrauen auf Erden wandelte und Mayahuel fand. Ehécatl-Quetzalcoatl hatte die Liebe zur Erde gebracht und in den Zweigen eines Baumes verborgen. Nachdem die Tzitzimitl das Geheimnis entdeckt hatte, spaltete sie den Baum und verwandelte Mayahuel in eine Agave. Aus dem fermentierten Saft der Agave wurde bald Ixtac Octli (weißer Likör), ein Göttergetränk hergestellt, daß bei rituellen Zeremonien verwendet wurde. Mayahuel stieg zwar zur Göttin auf, doch bald zeigte sich Tlazolteotl und der Göttertrunk nannte sich fortan Pulque (verdorbener Likör). Tlazolteotl, eng mit dem Mond verbunden, brachte statt Liebe, die Lust, Leidenschaft, moralische Verfehlungen und die Sünde. Westlich von Tlalocán wohnen in einer Höhlenburg zwei graue Frauen, die sich Frau der Winde und Frau des Todes nennen, und von der Unterwelt her, auf der Suche nach der Seele des Menschen, vor allem Männerseelen sind. Auch bedienen sie sich die Seelen der Frauen, die an den Wegen, Gärten oder auch Felder auf ihre Liebhaber warten. Nördlich von Tlalocán wartet in seiner Höhlenburg der Herr des Todes auf frische Seelen, die ihm vom Herrn der Winde gebracht werden. Dem Herrn der Winde dienen dabei die Schatten des Todes. Sie füllen die Dampfkessel mit allerlei Zutaten für die Winde, Stürme, Regen, Nebel, Donner und Blitz. Im Süden von Tlalocán breitet sich der Rauch des Todes über eine riesige Fläche kochendes Wasser aus. Der feuriger Atem eines Riesenwurms kriecht bis zu Erdoberfläche, verschlingt die Seelen der Menschen im Moment des Todes und transportiert sie in das Totenreich. Dieser ersten Ebene des aztekischen Universums “Wo der Mond sich bewegt”, folgt eine zweite Ebene, nämlich Ilhuicatl-Tetlaliloc “Wo die Sterne sich bewegen”. Citlalicue gilt als Schöpferin und Göttin der Milchstraße, vor allem der weiblichen Sterne. Für den Schöpfer der männlichen Sterne wird Citlaltonac gehalten. Coyolxauhqui, die Mondgöttin herrschte über die Sterne des südlichen Nachthimmels, den Centzon Huitznáhuac. Die Herrschaft über die Sterne des nördlichen Nachthimmels, den Centzon Mimixcoa lag auch in ihrer Hand. Neben den Centzon Huitznáhuac wurden auch die Centzon Mimixcoa für Kinder der Coatlicue gehalten, die daher auch als Tonantzin, Göttermutter verehrt wurde.
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Die dritte Ebene Ilhuicatl-Tonatiuh “Wo die Sonne sich bewegt”, wird vom Sonnengott Tonatiuh beherrscht. Oft wird Tonatiuh als ein in die Unterwelt tauchender Adler abgebildet, dessen herausgestreckte Zunge nach Blut dürstet. In der Tat zehrt die Sonne auf ihren nächtlichen Weg durch die Unterwelt gänzlich aus und verlangt daher nach Menschenblut, um wieder an Kraft zu gewinnen. Die Azteken beobachteten den Lauf der Sonne mit Angst und Schrecken, vor allem wenn eine Sonnenfinsternis drohte und den Tag verdunkelte. Der Zahl der dem Sonnenkult dargebrachten Blutopfer stieg an solchen Tagen beträchtlich an. Über die Zahl der Geopferten gibt es keine genaue Angaben und doch reichen Schätzungen bis zu 20000 Opfer pro Jahr. Vier Tempeldiener hielten das menschliche Opfer fest, während der Hohepriester mit einem Obsidianmesser in den Brustkorb hineinschnitt, das Herz herausnahm und der Sonne oder dem mächtigen Sonnengott entgegenhielt.
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Der wie ein Adler gekleidete Sonnengott stieg vom Himmel herab und zeigte seine grenzenlose Macht, indem er seine Untertanen die Sonnenscheibe entgegenhielt. Ihm zur Seite stand die reich geschmückte Mondgöttin, die rittlings auf der Mondscheibe saß und ein Kaninchen in den Armen hielt. Die Darstellung ist häufig anzutreffen, weil die mesoamerikanischen Völker glaubten, auf der Oberfläche des Mondes ein Kaninchen zu erkennen. Auf der vierten Ebene Ilhuicatl-Huitztlán “Der große Sternenhimmel”, beschritt der Sonnengott einen dornigen Weg. Die Bahn der Sonne führte nämlich täglich an dem gefürchteten Tlahuizcalpantecuhtli, dem Gott der Morgendämmerung vorbei. Er herrschte über die Venus und war ein gefährlicher und bösartiger Gott. Allmorgendlich schoß er seine Pfeile auf die Sonne ab, die sich jedoch drehten und ihn selbst im Meer des Lichts zum Glühen brachten. Während des Schauspiels konnten die Azteken auch Quetzalcoatl am Rand des Ozeans beobachten, wie er seine Bahnen zog. Deshalb wird Quetzalcoatl häufig mit Tlahuizcalpantecuhtli am morgendlichen Himmel gleichgesetzt und auch als Morgenstern bezeichnet. Als Schirmherr des Lichts und der Winde vermochte Quetzalcoatl seine Schlangen den ganzen Tag am Himmel zu zeichnen, doch am schönsten zeigten sich die Schlangenmuster am morgendlichen und abendlichen Himmel. Die fünfte Ebene des Universums Ilhuicatl-Mamaloaco “Die Himmelstunnel”, wurde bewohnt von den Kometen und Sternschnuppen. Auf der sechsten Ebene Ilhuicatl-Yayauhco “Das grüne Universum”, residierte Tezcatlipoca, der Gott der Vorsehung, des Unsichtbaren, der Nacht und Herrscher des Nordens. In dieser dunklen Welt lag die Wiege des Lebens, der Ursprung der Macht. Wenn Tezcatlipoca die Erde besuchte, stiftete er Feindschaft und Zwietracht. Er schürte Angst und Unruhe, hetzte die Völker gegeneinander auf und spornte sie zum Krieg an. Er allein verstand, wie die Welt regiert wird, spendete Reichtum, Wohlstand, Ruhm, Tapferkeit, Ehre und Würde. Doch dann nahm er den Menschen alles wieder fort, denn sie zählten nicht zu den Auserwählten. Die Azteken versuchten zu verstehen und sich dem Gott zu nähern. Ein junger Mann, anmutig und stark, wurde alljährlich gewählt, um als Gott ein Jahr lang leben zu dürfen. Zwölf Begleiter wurden ihm zugewiesen, die den Jüngling, betend und Flöte spielend, begleiteten. Auch standen ihm vier Priesterinnen zur Seite, die alle seine Wünsche ein Jahr lang erfüllten. Zwanzig Tage vor dem großen Opferfest im Mai durfte er die Priesterinnen heiraten, die damit zu Göttinnen wurden. Am Letzten Tag bestieg der Auserwählte die Stufen zum Tempel des dunklen Lords. Vor dem Heiligtum zerbrach er vier Flöten, welche die Göttinnen der vier Himmelsrichtungen symbolisierten und legte sich auf den Opferstein, wo ihm das Herz mit der Obsidianklinge (Reliquie des Tezcatlipoca) herausgeschnitten wurde. Im siebten Himmel Ilhuicatl-Xoxoauhco “Das blaue Universum”, zeigt die Sonne in der Morgendämmerung ihr Gesicht. In dieser Region wohnt und herrscht Huitzilopochtli und deshalb wurde er von den Azteken als Gott der Sonne und des Krieges verehrt. In der ewigen Dunkelheit ist er ständig auf der Jagd nach dem Mond und die Sterne. Die Azteken verstanden sich mehr und mehr aus auserwähltes Volk und suchten einen angemessenen Stammgott. Tlacaelel, der Architekt des Dreibunds, hob Huitzilopochtli auf den gleichen Niveau wie Quetzalcoatl, Tlaloc und Tezcatlipoca, setzte ihn sogar an die Spitze des aztekischen Pantheons. Da Huitzilopochtli sich im ständigen Kampf befand, bedeutete diese Berufung unzählige Menschenopfer und Aufrüstung, daß letztlich zu den sogenannten Blumenkriegen führte. In seinem himmlischen Reich versammelten sich in einer großen Halle die tapferen Krieger, die im Kampf gefallen waren. Huitzilopochtli auf seinem Thron sitzend, erschien so hell, daß die Kriegerseelen ihre Schilde hoben, um sich zu schützen. Nur die Tapfersten blickten durch die Pfeillöcher, um den allmächtigen Gott einmal zu sehen.
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Oberhalb des blauen Universum befindet sich die achte Ebene der Göttlichkeit, nämlich das Ilhuicatl-Nanatzcáyan “Region der Obsidianmesser”, die himmlische Wohnstätte des Mictlantecuhtli und der Mictecacihuatl, Göttin des Todes und Herrin der Unterwelt. Der Ort des Vergänglichen ist von Wassern umgeben und wird geprägt vom Zerfall und Überleben vorangegangener Epochen. Sterbende erwachen wie aus einer Fata Morgana und erkennen die Wahrheit. Als zeitlicher Marker wird dabei das Tecpatl (Obsidianmesser) angesehen. In der Höhe des Himmels geboren, wo sich die Matrix der Ur-Völker mit den sechshunderttausend Götter der Welten verbindet, liegt im Strom der Zeit der temporäre Ereignismarker verborgen. Die universelle Basis trifft sich dort am Wendepunkt der Zyklen fortwährend mit den Urelementen. Daher wurde Obsidian mit der dunklen Stille und der ewigen Ruhe verbunden. Die Messer haben längliche Enden, sind an beiden Seiten abgerundet und mit einer zweischneidigen Klinge versehen. Das Tecpatl wurde traditionell während der Menschenopfer-Rituale eingesezt, fand aber auch Anwendung als Nahkampfwaffe der Jaguar-Krieger. Die Azteken wußten bereits, daß mit Obsidianklingen gemachte Schnitte sehr dünn sind und kaum Schäden an organischen Geweben verursachen. So verwundert es nicht, daß auch heute, vor allem bei Herz- und Augenoperationen verschiedene Skalpelle mit Obsidianklingen eingesetzt werden. Die neunte Ebene Ilhuicatl-Teoiztac “Die weiße Region” wird von Quetzalcoatl, Gott des Lebens, des Lichts, der Winde, der Weisheit, der Fruchtbarkeit und Herrscher des Westens, sowie die Tzitzimime bewohnt.
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Quetzalcoatl verbindet die spirituelle Dualität zwischen den Menschen und der metamorphosen Kreatur, die Schlange, die durch Änderung ihrer physischen Eigenschaften andere Tierformen oder auch die menschliche Gestalt annehmen kann. Quetzalcoatl wurde daher im Himmel von den Priestern als “Prinz von Nahuales” angebetet. Der Hohepriester sah sich selbst im Sinne der Geistigkeit als Quetzalcoatl, während der Gott in Folge als Ehécatl-Quetzalcoatl bezeichnet wurde. Ursprünglich war Quetzalcoatl ein Wassergott oder Wasserschlange, bis die Azteken ihn mit der Venus verbanden und glaubten, daß er zweimal im Jahr auf die Erde käme. Schließlich stieg er zum Gott der Winde und letztlich auch zum Sonnengott auf. Die Maya nannten ihn Kukulkan, Gott der Auferstehung und der Reinkarnation. Auf der zehnten Ebene Ilhuicatl-Teocozáuhco “Die gelbe Region” befindet sich die Himmelsburg des allmächtigen Tonatiuh. Die elfte Ebene des himmlischen Imperiums Ilhuicatl-Teotlatláuhco “Die rote Region” wird von Xiuhtecuhtli, dem jungen Feuergott beherrscht. In jedem aztekischen Haushalt brannte zu Ehren des Feuergottes ein immer währendes Feuer. Als Wächter der Erdteile und somit der vier Himmelsrichtungen wird er auf dieser Ebene als grüner Gott dargestellt. Ihm zur Seite steht Xiuhtecihuatl (Chantico), Göttin des Feuers und der Vulkane. Zusammen herrschten sie über die Flammengötter der Schöpfung, die Hüter der Zeit: Xiuhiztacuhqui, der Gott der weißen Feuer; Xiuhtlatlauhqui, der Gott der roten Feuer; Xiuhcozauhqui, der Gott der gelben Feuer, und Xiuhxoxoauhqui, der Gott der blauen Feuer. Der rote Himmel mit stechendem Strahlenkranz symbolisiert die erste Schöpfung, das irdische Feuer. Die zwölfte Ebene Ilhuicatl-Teteocán “Wo die Götter wohnen” ist das Reich der Tezcatlipocas des aztekischen Götterimperiums.
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Hier im Ur-Ozean des unendlichen Kosmos befinden sich die Himmelstürme der Schöpfergötter Tezcatlipoca, Xipe-Totec, Quetzalcoatl und Huitzilopochtli. Die Türme bilden einen Kreis, während die einen im entstehen sind, fallen andere in sich zusammen. Es entstehen Strudel und Wirbel, aus denen sich schließlich Welten formen. Etwa 180 Welten sind auf diese Weise entstanden. Alle befinden sich in einer Raumzeit, die sich vierdimensional, netzartig ausbreitet. So berühren und überlappen sich die Welten, die zusammen ein gleichseitiges Dreieck bilden und sich gegenseitig stützen. Hier haben die Götter ihre Himmelsleiter verankert, damit sie von der einen zur anderen Welt reisen können. Die Übergänge führen jedoch immer in eine Parallelwelt, indem andere Handlungsstränge und somit alternative Realitäten erzeugt werden. Fremde Welten, die sich aus anderen Elementen zusammensetzen und andere Naturgesetzten gehorchen, können unsere Schöpfergötter nicht erreichen. Nur am “Ort der Dualität” auf der dreizehnten Ebene “Ilhuicatl-Omeyocan” ist eine Wanderung in das unbekannte Universum möglich. Dies ist dem dort herrschenden “Meister der Nähe und Ferne”, nämlich Ometeotl vorbehalten. Er ist wie die Nacht, unsichtbar und doch jemand, nämlich die kosmische Energie, aus dem alle Dinge erschaffen wurden. Die Azteken glaubten, daß Huehueteotl das Wissen der verborgenen Zeit hütet. Er war ein uralter Gott, der von Ewigkeit unsterblich zu sein schien und unzählige Welten besucht hatte. Somit zählte Huehueteotl zu den wahren Göttern und war von Anbeginn der Zeit auf der dreizehnten Ebene des himmlischen Universum zugegen. Dort soll er an der Schmiede der Seelen durch Feuer und Wasser den Hauch des Lebens und des Todes erschaffen haben. Der Aufstieg der Schatten aus einer rein geistigen Welt in einer wahrnehmbaren Welt der veränderlichen Dinge begann und führte zu ein kollektives Bemühen, schlafende Energien freizusetzen. Huehueteotl steht als uralter Feuergott für das Licht im Universum, der unendlichen Weite, indem die Seelen während der Nacht verweilen.
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Jede Seite im Almanach schmückte ein Gemälde von der herrschenden Gottheit. Daneben wurden die 13 Tageszeichen des Trecena und 13 weitere Glyphen und Gottheiten übernommen. Mit diesen 26 Symbolen waren die Priester in der Lage, die Zukunft zu erahnen.
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Die aztekische Priesterschaft benutzte ein Ritualkalender, namens Tonalpohualli (Tagezeichenzählung), dessen Herkunft nicht unbekannt ist. Der Kalender verwendet eine 13-tägliche Periode, die Zahlen von 1 bis 13 beinhaltete und 20 Zeichen, die in Kombination 260 Tage ergeben. In der vergangenen Welt hatte ein Jahr 18 Monate und nicht mehr als 20 Tage. In dieser Welt verwendeten die Azteken ein Jahreskalender, genannt Xuihpohualli (Jahreszählung), daß aus 360 Tagen und 5 namenlosen Tagen bestand. Wie im Kalendersystem der Maya bildet sich im Kalendarium der Azteken aus der Kombination des 260-tägigen Ritualkalenders mit dem 365-tägigen Erdkalender eine sogenannte Kalenderrunde. Diese Periode umfaßt 18980 Tage oder ein Aztekenjahrhundert von 52 Jahren. Beim heiligen Ritualkalender, auch Zyklus der Zyklen genannt, handelt es sich um einen Kalender, der von den Göttern der aztekischen Priesterschaft geheimnisvoll mit allerlei mysteriösen Botschaften übergeben wurde.
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Das Gleichgewicht der Sterne wankt, die Sonne sprengt das Weltgefüge, der Mond scheint dunkel und kalt. Kein Gott lenkt mehr die Barke des Lichts. Das Land versinkt im Meer der Sterne, des unendlichen Kosmos, ohne Ziel, Rast und Ruh. Das Totenschiff peitscht über die Wogen des dunklen Horizonts einer neuen Heimat entgegen.
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Die Sterne bewegen sich, ruhelos, nicht länger beständig. Die Erde tobt, grell und kalt, der Verwüsterer erscheint. Suchet Schutz im Inneren der Erde und pflanzt einen neuen Baum des Lebens. Siehe, die Sonne scheint hell und klar, schon rüstet sich der Mond zum Kampf. Niemand vermag zu erahnen, wo diese Welt endet.
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Wie der 260-Tage-Kalender zum Sonnenkalender paßt, läßt sich durch das Bild ineinandergreifender Zahnräder verdeutlichen. Die 365 Radzähne des Sonnenkalenders drehen sich in 52 Jahren exakt 52mal. Die Scheibe des Ritual- oder Götterkalenders hat nur 260 Radzähne und muß, um im Turnus zu bleiben, sich 73mal drehen. 73 Götterjahre entsprechen somit 52 Erdenjahren. Die Kalenderrunde ist nach 18980 Tagen vollzogen (365 x 52 = 18980 Tage / 260 x 73 = 18980 Tage). Der 52-Jahre Zyklus offenbarte das endgültige Schicksal der Welt in einer Apokalypse, die alle Dinge vergänglich erscheinen läßt, und alles Dasein instabil und nicht ewig. In diesem Zeitraum erschienen bestimmte Götter zehnmal am Firmament. Wenn sich diese Götter in 52 Jahren, in 18980 Tagen zehnmal mit ihren leuchtenden Schiffen am Himmel zeigten, erschienen sie alle 5,2 Jahre (1898 Tage) einmal am Himmelshorizont. Eine Botschaft der Götter scheint gelüftet, denn zwischen Mars und Jupiter klafft eine große Lücke. Hier tummeln sich unzählige Asteroiden, das Trümmerfeld eines ehemaligen Planeten, deren Umlauf um die Sonne exakt 1898 Tage (5,2 Jahre) betrug. Mythen und Legenden deuten darauf hin, daß dieser Planet vor ihrer Zerstörung die Heimatwelt der allmächtigen Götter war. Die Azteken verstanden die Zeit nicht linear, da nach 52 Jahren in einem zyklischen Kreislauf die Zeit und damit die Welt neu geboren wurde. Wenn keine Katastrophe stattgefunden hatte und sich der Stern Aldebaran (der Nachfolgende) am Himmelszelt zeigte, hatte die gegenwärtige Welt weiter bestand und es konnte im Rahmen der kosmischen Zeremonie ein neues Feuer entfacht werden. Der “Krieg der Sterne” verursachte die Explosion des Götterplaneten und daher sieht die aztekische Kosmologie die Welt in einem sensiblen Gleichgewicht, indem einander gegenüberstehende, göttliche Kräfte konstant um die Machterlangung ringen.
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Keine Gottheit vermag als Sieger aus den Fehden hervorzutreten. Um eine unabwendbare Vernichtung der Göttlichkeit und damit allen Lebens vorzubeugen, muß jedem Gott eine ihm zustehende Fähigkeit mit den dazugehörigen Rechten zuerkannt werden. Der aztekische Tonalpohualli gibt Auskunft darüber, wie die Elemente der Zeit unter den Göttern aufgeteilt sind. “Ollin Tonatiuhtlán” (Sonne der Bewegung) nennt sich der 3,60 Meter im Durchmesser, 1.22 Meter dicke und über 24 Tonnen schwerer Basalt-Monolith, der im Umfeld des Templo Mayor in Tenochtitlán entdeckt wurde. Ähnlich der Mondscheibe, doch viel dicker und schwerer, dem Unterschied im Verhältnis der Sonne zum Mond entsprechend. Der Sonnenstein zeigt in der Mitte das Gesicht des Sonnengottes Tonatiuh mit herausgestreckter Zunge, die die Form und das Dekor eines Opfermessers hat. Das Zentrum mit Tonatiuh zeigt das aus vier Ästen bestehende Tageszeichen Ollin (Bewegung). Zu beiden Seiten befinden sich vier große Scheiben, die zusammen das Zeichen der Zahl 4 bilden, und somit das Datum 4 (Bewegung) für das gegenwärtige Weltzeitalter im Zentrum setzen. Die obere rechte Scheibe bezieht sich auf das erste Zeitalter “Jaguarsonne” mit dem Tagesdatum “vier Jaguar”(Jaguarkopf), das Zeitalter der Riesen unter der Regentschaft von Tlaloc und Chalchiuhtlicue. Die Scheibe zur Linken steht für das zweite Weltzeitalter “Windsonne” mit dem Tagesdatum “vier Wind” unter der Führung von Quetzalcoatl. Darunter befindet sich die Scheibe des dritten Weltzeitalters “Regensonne” mit dem Tagesdatum “vier Regen”, wieder unter der Herrschaft von Tlaloc und seiner Göttergemahlin Xochiquetzal. Im unteren rechten Bereich ist die Scheibe des vierten Weltzeitalters “Wassersonne” mit dem Tagesdatum “vier Wasser” verankert, unter der Regentschaft von Chalchiuhtlicue, welches in einer Sintflut endete. Die aufragende Spitze über dem Gesicht des Sonnengottes zeigt das Herrschaftssymbol der jetzigen Sonne, die Krone des Tonatiuh. Weiter sind das Tagesdatum 1 “Feuersteinmesser”, dem die Himmelsrichtung Süden zugeordnet wird, sowie die Tagesdatumszeichen für Norden, Westen und Osten auszumachen. Der erste Ring enthält die 20 Piktogramme des heiligen Aztekenkalenders “Tonalpohualli”, oben beginnend mit dem Bild des Cipactli und gegen den Uhrzeigersinn verlaufend. Der zweite Ring ist bestückt mit sieben (acht) nach außen gerichteten Spitzen, die die Strahlen der Sonne verkörpern. Im oberen Teil befinden sich zwischen den drei Hauptstrahlen jeweils zehn kleine Quadrate, während im unteren Teil jeweils nur acht Quadrate zu erkennen sind.
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Die fünf Elemente innerhalb der Quadrate stehen für eine fünftägige Woche. Die 36 Quadrate mit 5 multipliziert ergibt eine Summe von 180 Tagen. Im äußeren Ring befinden sich links und rechts zwei mythische Schlangen (Xiuhcoatl), deren Körper jeweils aus zwölf Teilen (Stunden) besteht. Da auch die Erde 24 Stunden für eine Sonnenumrundung braucht, dabei das himmlische Reich und die Unterwelt durchquert, sind die 180 Tage mal 2 zu nehmen. Zu den nunmehr 360 Tagen kommen die 5 namenlosen Tage und schon zeigt uns der Sonnenstein nicht nur den Tonalpohualli-Kalender, sondern auch den irdischen Xuihpohualli-Kalender. Demnach ist auch die Bezeichnung “Kalenderstein der Azteken” durchaus zutreffend. Die jeweils elf quadratischen Abschnitte der Schlangenleiber enthalten Flammensymbole (Strahlen der Sonne), die auch in den Raum des innenliegenden Ringes schlagen. Die Symbolik bezieht sich auch auf die Feuerzeremonie, eben den so wichtigen 52-Jahres Zyklus. Dabei zeigen die Schwänze der Xiuhcoatls auf das Symbol für das Sonnenjahr 13 Rohr. Dem Jahr, als unter der Herrschaft Axayacatl die Zeremonie des neuen Feuers stattfand und der Sonnenstein an seinen Standort im Bereich des Haupttempels von Tenochtitlán gebracht wurde.
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Die Köpfe der Schlangen mit ihren weit aufgerissenen Mäulern blicken in die Gesichter von Xiuhtecuhtli und Tonatiuh. An der Außenseite des Sonnenscheibe verläuft ein schmaler Rand mit acht äquidistanten Reliefs in verschiedenen Konstellationen. Insgesamt heben die vier äußeren Ringe nochmals die vier vorhergehenden Sonnen in den Vordergrund, die die Grundlage für die Existenz der gegenwärtige Sonne in der Mitte des Sonnensteins unterstreichen. Die aztekische Legende berichtet, daß es vor der gegenwärtige Sonne eine Zeit der Dunkelheit gegeben hat. Damit sich die Finsternis nicht erneut ausbreitet, sahen sich die Priester in der Pflicht, die Götter durch Menschenopfer gnädig zu stimmen. Daher wurde zum Fest des Menschenschindens (Häutung des Menschen) “Tlacaxipehualiztli” ein Sklave im Monat Izcalli als Gott “Xipe-Totec” eingekleidet. Vierzig Tage wurde der Sklave als lebendiger Gott auf Erden von der Bevölkerung geehrt. Dann mußte er an der Tagundnachtgleiche mit Vertreter der Götter Tonatiuh, Huitzilopochtli, Quetzalcoatl, Tlacahuepan, Chililico, Macuilxochitl, Ixtlilton und Mayahuel, die jeweils einen Stadtbezirk von Tenochtitlán repräsentierten, die große Pyramide emporsteigen, wo alle vor dem Heiligtum des Huitzilopochtli geopfert wurden. Sechs Opferpriester legten den Auserwählten auf den Opferstein und der Hohepriester als Reinkarnation Huitzilopochtlis schnitt ihm mit einem dicken, breiten Feuersteinmesser die Brust auf. Sodann entnahm er das Herz und hielt es der Sonne entgegen.
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Die Seelen verließen die Körper und die Auserwählen, die starben, nannten sich Adlerleute. Sie stürzten die Stufen des Tempels hinab und wälzten sich umher, bis sie auf der Vor-Terrasse aufschlugen. Zacapán nannte sich der Ort, wo die Geopferten zunächst ausgestellt wurden. Das Volk brachte Opfergaben dar und machte sich daran, die Körper mit Knüppeln weich zu schlagen, damit sich die Haut besser vom Fleisch löste. Schließlich verteilten die Quaquacuiltin (Ätesten) das Fleisch an vorher bestimmten Personen, die es mit nach Hause nahmen, zerteilten und verzerrten. Dann wurden andere Gefangene herbeigeholt und in die Häute gekleidet. Mit Götterschmuck versehen zogen diese in die vier Himmelsrichtungen durch Tenochtitlán, bis sie von Fängern zum Quauhxicalco (Quauhxicalli) geführt wurden. Während die Gefangenen sich in zwei Reihen aufstellten, kamen zwei Adler-Krieger und zwei Jaguar-Krieger, begleitet von Priestern in Göttergewänder, herbei. Musik ertönt im Hintergrund und der erste Adler-Krieger hebt sein Schwert zur Sonne empor. Ihm folgt ein Jaguar-Krieger, der ebenfalls sein Schwert und auch sein Schild der Sonne entgegenhält. Dann heben alle vier Krieger ihre Schilde und Schwerter empor.
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Nun begann ein Kriegertanz bis die Cozcateken, Priester auf Wanderschaft mit kosmischer Macht ausgestattet, in den Kreis eintraten und den Quauhxicalli umrundeten. Ein Gefangener wird herbeigeholt und ein Priester hebt viermal ein Kelch mit Wein, bevor er ihn trinkt. Dann wird der Gefangene gebunden und der Priester übergibt ihm ein Holzschwert. Außerdem bekommt er vier Holzklötze, seine Wurfgeschosse, mit denen er sich verteidigen soll. Nun beginnt der Kampf gegen die Adler- und Jaguarkrieger, die die Opferkrieger natürlich verlieren. Sobald ein Kämpfer ermüdet, verwundet oder niedergekämpft ist, wird er sofort ergriffen und rücklings auf dem Opferstein ausgestreckt.
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In der Gestalt des Xipe-Totec kam der Yohualtecuhtli (Herr der Dämmerung, der Nacht und des Todes) hinzu und schnitt ihm mit dem Feuersteinmesser die Brust auf. Im Rahmen dieser schwarzen Messe hielt der teuflische Quauhxicalco das Herz des Getöteten der Sonne entgegen. Dann legten die Opferpriester das Herz in die Adlerschale (Quauhxicalli). Nun wurde in die Brust, dort, wo das Herz gewesen war, ein Saugrohr platziert. Der Oberpriester saugte es voll Blut und hob auch das Rohr zur Sonne empor. Ein Fänger des Getöteten nahm nun das Blut in eine grüne, am Rande mit Federn beklebte Schale entgegen. In der Schale befand sich ein weiteres, mit Federn beklebtes Adlerrohr. Nun machte der Fänger sich auf, die aztekischen Götter zu nähren. Überall, bis er schließlich am Calmecac (Schule der Oberschicht) und dem Versammlungshaus der Priesterschaft ankam. Dort brachte er das Blut auf die Steinbildnisse der Götter, mithilfe des Röhrchens auf. Dann holte der Fänger einen weiteren Gefangenen aus der Arena der Kämpfenden.
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Quauhxicalli - Opferschale der Azteken, um die extrahierten Herzen der Opfer aufzunehmen.
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Diesen nahm er mit in sein Haus, um ihn dort zu zerschneiden und selbst zu essen. Auch bot er Freunden einzelne Stücke an, damit auch sie die Kraft der Erneuerung in sich aufnahmen. Am nächsten Tag streiften die Krieger des Xipe-Totec, darunter auch Kranke und Bettler, die Häute der Geopferten über und zogen dann im Monat Tozoztontli, zwanzig Tage lang um Almosen bittend durch die Gassen. Jeweils am Abend, gefolgt von Jungen und Mädchen verteilten die Krieger im Namen Xipe-Totecs alles, was sie am Tage gesammelt hatten. Das eigentliche Fest begann am dritten Tag, als auch das Tanzen und Singen für die Liebe des Kriegs- und Fruchtbarkeitsgottes. In der Nacht wurde das Fest im Cuicacalli (Gesangshaus) fortgesetzt. Letztlich dauerten die festlichen Zeremonien bis zum nächsten Fest, namens Tozoztli (Tozoztontli). Die Feste überschnitten sich, weil die Menschenhäute erst am Beginn des Tozoztli-Festes nach und nach abgelegt wurden und in einer Höhle im Xipe-Totec Tempel im Stadtbezirk Yopico vergraben wurden. Dreizehn aztekische Gottheiten verlangten Menschenopfer, deren Seelen zur Sonne aufstiegen, um nach vier Jahren als Kolibris wiedergeboren zu werden.
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Die Monatsbezeichnungen gaben die Opferfeste ihre Namen: Im ersten Monat “Atlacacauallo” wurden Kinder und Gefangene den Wassergöttern geopfert. Auch Gefangene im rituellen Kannibalismus verzehrt. Im zweiten Monat “Tlacaxipehualiztli” wurden Gefangene in Gladiatorenkämpfe niedergemacht und Krieger streiften sich die Haut der Opfer, zu Ehren Xipe-Totecs und auch Huitzilopochtlis (Häutung von Frauen und Kinder) über. Im dritten Monat “Tozoztontli” wurden Kinder für Coatlicue, Tlaloc und Chalchiuhtlicue geopfert. Im vierten Monat “Hueytozoztli” wurden nebst Jungen und Mädchen auch Dienstmädchen dem Tlaloc, Quetzalcoatl sowie den Maisgöttern Cinteotl und Chicomecoatl geopfert. Im fünften Monat “Toxcatl” huldigten die Azteken Tezcatlipoca und Huitzilopochtli durch Extraktion der Herzen von Gefangenen. Die Opfer wurden eigens für das Fest herangezogen und durften für ein Jahr wie die Götter auf Erden leben. Im sechsten Monat “Etzalcualiztli” gab es für Tlaloc und Quetzalcoatl menschliche Opfer durch Ertrinken und Extraktion der Herzen. Im siebten Monat “Tecuilhuitontli” erhielt Huixtocihuatl, Göttin des Salzwassers und der Fruchtbarkeit und Xochipilli, Gott der Kunst, Tanz, Spiele, Schönheit, Blumen und Gesang menschliche Opfer durch Extraktion der Herzen. Eine Frau wurde im Rahmen der Zeremonie als Huixtocihuatl eingekleidet. Im achten Monat “Hueytecuihutli” wurden für die Xilonen (Maisgötter) Frauen, die wie Göttinnen gekleidet waren, enthauptet und ihnen das Herz entnommen. Im neunten Monat “Tlaxochimaco” mußten Opfer in Höhlen und Tempel zugunsten Huitzilopochtli, Tezcatlipoca und Mictlantecuhtli verhungern. Im zehnten Monat “Xocotlhuetzin” wurden Xiuhtecuhtli durch das göttliche Opferfeuer verschiedene Gaben gereicht. Den menschlichen Opfern wurden bevor sie in das Feuer traten, das Herz entnommen. Im elften Monat “Ochpaniztli” wurden Tlazolteotl, Coatlicue und Cinteotl menschliche Opfer dargebracht.
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Die aztekischen Krieger, die am meisten Mut bewiesen und gut gekämpft hatten, wurden zu Adler(Cuauhtli)- oder Jaguar(Ocelotl)- Kriegern ernannt.
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Für Tlazolteotl wurde eine junge Frau enthauptet, deren Haut sich ein junger Mann überzog. Für Coatlicue wurden Gefangene geschunden und gehäutet, sodann die Herzen entnommen. Im zwölften Monat “Teotleco” erhielt Xochiquetzal (Blumenfeder - Göttin der Schönheit) ihre Opfergaben, indem Gefangene bei lebendigem Leibe verbrannt wurden. Im dreizehnten Monat “Tepeihuitl” wurden Tlaloc, Xochitecatl (Blumengott), Mayahuel, Chicomecoatl und Xochiquetzal vier Frauen und ein Mann geopfert. Ihnen schlugen die Priester die Köpfe ab und entfernten die Herzen um sie anschließend zu verzehren. Im vierzehnten Monat “Quecholli” erhielten Mixcoatl und Coatlicue Sklavenopfer und Frauen und Männer, die sich wie Götter kleideten. Sie wurden geschunden und enthauptet. Im fünfzehnten Monat “Panquetzaliztli” bekam Huitzilopochtli seine vier Sklavenopfer im Rahmen des Ballspiels. Dazu Opfer in einer Prozession und Todes-Rituale unter den Sklaven und massive Opfer von Gefangenen. Im sechzehnten Monat “Atemoztli” wurden Tlaloc etliche Kinder und Sklaven durch Enthauptung geopfert. Im siebzehnten Monat “Tititl” wurden Cihuacoatl, der Schlangengöttin sowie Yacatecuhtli, dem Gott des Handels und der Reisenden, junge Frauen, verkleidet als Cihuacoatl (Ilamatecuhtli) geopfert, sprich das Herz entnommen und enthauptet. Im achtzehnten Monat “Izcalli” erhielt Xuihtecuhtli Opfer von Gefangenen und Sklaven. Die ersten Vorbereitungen und Handlungen zum Fest Tlacaxipehualiztli fanden, parallel zum bedeutenden Fest Neteotquiliztli (Identitätswechsel des Gottes - Winterende/Frühlingsanfang) statt.
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Am Ende eines 52-jährigen Zyklus kam es außerdem zu den Festlichkeiten der Neufeuerzeremonie.
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In den anschließenden Nemontemi-Tagen (namenlosen Tagen) ruhten die rituellen Festlichkeiten. Im Telpochcalli (Haus der Jugend) wurden die Söhne der Bürgerlichen zu Kriegern ausgebildet. Die Söhne der Erhabenen erhielten eine anspruchsvollere Ausbildung im Calmecac (Haus der Linie). Diese Schule, den Göttern geweiht, vermittelte nicht nur die strategische Kriegsführung im Schlachtfeld, sondern unterrichtete auch in Astronomie, Religion, Rhetorik, Poesie und Kalenderwesen. Die Calmecac-Schule war im zeremoniellen Komplex von Tenochtitlán integriert und Quetzalcoatl gewidmet. Das erste Ziel der aztekischen Kriegsführung bestand darin, die feindlichen Stadtstaaten in der Nachbarschaft zu unterwerfen und das aztekische Reich zu erweitern. Das zweite Ziel stand dem ersten kaum nach, denn es sollten viele Gefangene gemacht werden, weil diese in den blutigen Zeremonien geopfert werden mußten. Hier sind vor allem die Blumenkriege zu nennen, die nur ein Ziel hatten, den Blutdurst der Götter zu befriedigen. Diese rituellen Kriege nutzten die Azteken, um ihre militärische Macht zu demonstrieren und ihre Herrschaft zu sichern. Die Armee der Azteken war stets größer und daher gab es einen konstanten Zustrom von Kriegsgefangenen nach Tenochtitlán. Der “Xochiyaoyotl” (Blumenkrieg) galt als guter Krieg, während der “Cocolticyaoyotl” als ein böser Krieg verstanden wurde. Es hat zum Teil Verträge zwischen den kriegsführenden Stadtstaaten, wie Tenochtitlán, Texcoco, Tlaxcala, Huejotzingo und andere gegeben, um den Ablauf und die Notwendigkeit der rituellen Schlachten zu sichern. Die Totem der Adler- und Jaguarkrieger waren die Sonne und der Mond.
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Im Glauben der Azteken kehrten die Geister der Geopferten jedes Jahr in die irdische Welt zurück. Damit diese eine Unterkunft hatten, wurden die Schädel auf Holzgestellen (Tzompantli) aufgereiht. Der “Hueyi Tzompantli” in Tenochtitlán diente speziell der Erinnerung an den Blumenkriegen. Die Anlage ist im Bereich des Zeremonialzentrums leicht auszumachen, weil sie auf einer dreißig Meter breiten und sechzig Meter langen, massiven Plattform errichtet wurde. Auf der Plattform dehnt sich der ebenso gewaltige Palisaden- und Gerüstkomplex aus, der in seiner eindrucksvollen Konstellation mit 60 bis 70 massiven Ständern mit hölzernen Querbalken versehen war, die schätzungsweise bis zu 136000 Schädel trugen. Neben dieser Anlage, gab es noch weitere mindestens fünf Schädeldepots in Tenochtitlán. Im neunten Monat des aztekischen Sonnenkalenders begannen die Festlichkeiten zum “Tag der Toten”, deren Vorsitz die Göttin Mictecacihuatl hatte. Die Ehrung der Toten und die damit verbundenen Rituale lassen sich mindestens 3000 Jahre zurückverfolgen. Die mittelamerikanischen Kulturen zelebrierten insgesamt sechs Festivals, um die Toten zu Ehren. Nach Ankunft der Spanier haben sich diese Feste mit den katholischen Allerheiligen und Allerseelen vermischt. Der “Dia de los Muertos” ist heute einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage. Erste Vorbereitungen beginnen Mitte Oktober und gefeiert wird vom 31. Oktober bis zum 2. November.
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Besuch aus Mictlán: Göttin“ Mictecacihuatl “
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Im heiligen Bezirk von Tenochtitlán befindet sich auch die kreisförmige Tempelanlage des Quetzalcoatl (Ehécatl). Der Gott des Wissens und der Schöpfung in Gestalt der gefiederten Schlange wird eines Tages zurückkehren. So hebt sich sein Tempel deutlich von allen anderen Heiligtümern ab. In der Harmonie des Kosmos steht das Heiligtum unmittelbar gegenüber der großen Pyramide mit den Tempeln des Huitzilopochtli und Tlaloc. Quetzalcoatl begrüßte am Beginn der Regenzeit die Sonne an der Seite des Tempels von Tlaloc und am Beginn der Zeit des Sommers an der Seite des Tempels von Huitzilopochtli. Während der Tagundnachtgleichen stieg die Sonne unmittelbar in der Mitte der beiden Tempel auf, genau über die Spitze des Quetzalcoatl-Tempels. Links und rechts des Templo Mayor sollen sich die heiligen Hallen der Adler- und Jaguarkrieger befunden haben. Die große Pyramide wird flankiert von einer südlichen Pyramide, die dem Tezcatlipoca zugesprochen wurde, und einer nördlichen Pyramide, an deren Zuordnung noch gerätselt wird. Dabei muß beachtet werden, daß es im Rahmen der Bauphasen immer wieder Veränderungen und Neuausrichtungen gab, so daß eine eindeutige Zuordnung schwer fällt. Die Ausgrabungen haben auch erst 1978 begonnen und so halten sich die Ausgrabungsberichte und die sich daraus entwickelten Erkenntnisse in Grenzen. Hinter dem Tempel des Quetzalcoatl befand sich der Ballspielplatz. Gespielt wurde Barfuß und der Ball durfte nur mit der Hüfte, Knie oder Ellenbogen geschlagen werden. Nördlich des Platzes lag die weitläufige Residenz der Priester mit der hohen Schule, dem Calmecac. Westlich der Residenz befand sich die Pyramide der Coacalco, das Haus der Schlangen, wo die Idole der eroberten Stadtstaaten ausgestellt wurden. Unmittelbar daneben stand die Pyramide der Cihuacoatl, der Schlangenherrin, die Göttin der Fruchtbarkeit. Im südlichen Sektor standen ebenfalls zwei identische Pyramiden. Einmal die Pyramide der Chicomecoatl (Sieben Schlangen), der Maisgöttin, Getreide und Bodenfruchtbarkeit. Hier wurde jedes Jahr im September vor dem Angesicht der Göttlichkeit eine junge Frau geköpft. Neben diesem Heiligtum hatte Xochiquetzel, die Göttin der Blumen, Tanz und Spiele ihre Pyramide. Die erste Pyramide, die auf der riesengroßen Plattform errichtet worden ist, soll die Pyramide der Sonne im süd-östlichen Bereich gewesen sein. Fest steht, daß hier ein Heiligtum zu Ehren des Xipe-Totec gestanden haben muß. Dieser Bereich ist heute von der größten Kathedrale des amerikanischen Kontinents überbaut. Unmittelbar daneben wurde die heilige Quelle Tozpalatl lokalisiert.
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Tenochtitlán, eine junge Stadt der Azteken, doch wo liegen die Wurzeln dieser Metropole. Eine Spur führt zu einem wundersamen Ort, namens Xochicalco. Diese Stadt wird als Zentrum des Kalenderwesens betrachtet, weil sich hier einst Priester und Wissenschaftler trafen, um einen neuen Kalenderzyklus einzuführen. Fresken an der Pyramide des Quetzalcoatl hielten dieses Ereignis für die Nachwelt fest. Die mächtigen Ruinen von Xochicalco enden bei einer Reihe niedriger Säulen, wobei die ganze Struktur von großen Plätzen geprägt ist, die meist von Zeremonialgebäuden und Straßen begrenzt sind. Die bisher neben den Tempelanlagen freigelegten Bauten deuten auf Wohngebäude einer Oberschicht hin. Die Bauten sind in Nordsüdrichtung ausgelegt und befinden sich auf einem natürlichen Hügel mit künstlich angelegten terrassenähnlichen Abhängen. Das gesamte Areal ist von einer Befestigungsmauer mit komplexen Toreingängen umgeben. Die Mehrzahl der Gebäude hat einen rechteckigen, beinahe quadratischen Grundriss mit einem breiten, oft durch zwei Pfeiler geteilten Eingang, der zunächst in einen schmalen Raum führt, der sich über die gesamte Breite des Gebäudes ausdehnt. Vor dort führt ein Durchgang in einen Vorraum, von dem aus es dann in den eigentlichen Hauptraum geht.
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Im südlichen Bezirk stehen auf einer Ebene zwei spiegelbildlich gebaute Pyramiden, welche nur über eine Stufe verfügen. Über eine Steintreppe gelangt der Besucher auf die jeweiligen Plattformen, wo sich die Tempel befinden. Beide Heiligtümer verfügen über einen großen Vorraum, der durch einen breiten Eingang, von zwei gemauerten Pfeilern dreifach geteilt, zu erreichen ist. Ein schmaler Gang führt dann jeweils in das hintere Heiligtum. Zwischen den beiden Pyramiden befindet sich eine im Boden versenkte pyramidenartige Stuktur, auf deren Plattform eine Stele mit nur zwei Hieroglyphen aufgerichtet wurde. An der Nordseite der Ebene steht die “Gran Pirámide”, die aus dem Boden zu wachsen scheint. Sie wurde auf einer dreistufigen großen Plattform errichtet und wirkt dadurch viel größter, als sie in Wirklichkeit ist. In der Mitte führt eine breite Treppe mit breiten Treppenwangen zur Pyramide, die aus vier gleich gestalteten Stufen zusammengesetzt wurde. Vom Tempelheiligtum sind nur geringe Reste erhalten geblieben. Die Anlage erweckt letztlich den Eindruck, als ob hier einmal eine größere Pyramide gestanden hat.
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Xochicalco entzieht sich prinzipiell jeder Erklärbarkeit und läßt sich nicht nach bereits offenbarten Sachverhalten einordnen. Hier liegen verborgenen Geheimnisse, die jede Vorstellungskraft übersteigen. Priester erkundeten hier eine Zone, die die Geheimkulte der Götter, das Ende der Tage betreffen und im Traum der Geistlichkeit die Gestalt eines Megalithen annahm. Sie sahen sich angehalten, einen Steinblock mit den Zeichen der Götter aufzurichten. Das göttliche Mysterium oder der Weg durch die Vernunft zur Offenbarung, dem Geheimnis des Glaubens. Die Schriften der Priester beinhalten Aussagen über die Erfahrungen mit der göttlichen und absoluten Wirklichkeit sowie Bemühungen um eine solche Erfahrung. Der Gottkönig ist eins mit dem Kosmos und eben dieser Geist ist allgegenwärtig. Die wahre Natur des Seins lag nach Ansicht der Priester in dieser tiefen kosmischen Einheit verborgen. Die höchste Wahrheit trägt das göttliche Wesen in sich, das mit Verstand und Willen ausgestattet ist und handelt. Daraus ergeben sich Friede und Glückseligkeit, die dem Menschen bisher verborgen blieb. Das mystisch Erfahrene kann somit nicht als Wirklich beschrieben werden, da es weder Leid noch Tod beinhaltete. Darum haben die Priester der Allmacht zu dienen.
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Die Stele zwischen den Pyramiden birgt das Geheimnis der Sprache, die durch keinem Denken gelenkt wird. Ein Mahnmal für Unterwerfung, weil ohne Glauben auch der Geist verloren ist. Ist die Sprache oder die Verständigung nur eine mystische Halluzination und nicht erklärbar oder vielleicht doch ein Teil des reellen Lebens im Namen der Göttlichkeit! Die Allmächtigen haben versprochen, zurückzukehren und ihre Tempel aufzusuchen. Sie werden feststellen, daß die Menschen die göttlichen Heiligtümer entweiht, sogar zerstört haben. Aufgrunddessen und noch vielerlei andere Verhaltensweisen werden die Allmächtigen der menschlichen Lebensform gewisse Fähigkeiten entziehen. Niemand wird sich fortan fühlen oder erkennen können. Wird es eine neue Schöpfung geben oder werden die Götter eine alte Spezies auferstehen lassen ?
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Die Gran Pirámide, Thron der Götter, erhebt sich über die Stele der Wahrheit, während bei Tag- und Nachtgleiche die Sonne genau über die Zentren der spiegelgleich gegenüberliegenden Pyramiden erstrahlt. Östlich der großen Pyramide befinden sich um einen etwas tiefer liegenden rechteckigen Hofplatz vier Säulenhallen, die sich zum Innenhof hin öffnen. Diese Anlage grenzt sich deutlich von den anderen Gebäuden ab, weil es nur einen fliegenden Treppenzugang gibt und ein geschlossenes Areal verkörpert. Westlich des zentralen Platzes befindet sich die Residenz, eine Ansammlung von ineinander übergehenden Gebäuden, die scheinbar auf einem breiten niedrigen Pyramidensockel errichtet wurden. Sie hebt sich über alle anderen Konstruktionen hinweg und teilt sich in mehrere Einheiten. Hier ist einmal die kleine Plaza zu nennen, mit zwei größeren Gebäuden an der Nord- und Südseite und einem schmalen Gebäude an der Ostseite. An den Ecken befinden sich kleine, ineinander verkeilte Räume.
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Dann folgt westlich der Plaza ein langgezogener Gebäudekomplex, deren Räume auf ein flaches Auffangbecken zulaufen. Spiegelbildlich sind die Eingänge zu den Räumen mit gemauerten Pfeilern zweifach geteilt. Je weiter sich die Räume vom Impluvium entfernen, desto nachhaltiger steigt der Fußboden an. Ein weiterer spiegelbildlich gestalteter Komplex mit Impluvium schließt sich kreuzförmig an. Vom zentralen Wasserbecken verlaufen in östlicher und westlicher Richtung kleine Räume, während in nördlicher und südlicher Richtung ungewöhnlich große Räume abgehen. In der Südostecke des zentralen Platzes befindet sich der “Tempel der drei Stelen”. Auf einer mittelhohen zweistufigen Pyramidenplattform gelegen, ist sie von der Westseite über eine Steintreppe zu erreichen. Eine doppelte Säulenreihe flankiert den Weg zu dem tiefer liegenden Tempelhof. Im östlichen Bereich erhebt sich ein niedriger pyramidenartiger Sockel, auf dem sich der zentrale, quadratische Tempelbau befindet.
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Hier fanden die Archäologen in einer rechteckigen gemauerten Vertiefung drei zerbrochene Stelen. Diese waren mit Quecksilbersulfid bedeckt und somit handelte es sich um ein Grab der Stelen, die im Rahmen einer rituellem Bestattung hier beigesetzt wurden. Die Stelen zeigen religiöse Inhalte, wie die Geburt des Gottes Quetzalcoatl, oder den Regengott Tlaloc, nebst dem Bild eines Ungeheuers. Auffallend ist, daß Quetzalcoatl hier nicht als gefiederte Schlange erscheint, sondern in menschlicher Gestalt. Es hat den Anschein, daß es in Xochicalco einige Gebäude gegeben hat, die bewußt zerstört wurden. Opfergaben, die niedergelegt wurden, weisen darauf hin. Mysteriös erscheint auch eine gefundene olivgrüne Totenmaske mit allerlei Schmuck aus Serpentin deren Verarbeitungstechniken auf Teotihuacán hinweisen. Übrigens ist der Name “Serpentin” vom lateinischen “serpens”, Schlange abgeleitet, vermutlich wegen der charakteristischen, schlangenähnlichen Zeichnung des kristallisierenden Silikat-Minerals.
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Nördlich des Tempels schließt sich eine verschachtelte Konstruktion an, die als Wohnbereich einer Oberschicht angesehen wird. Eine erste Baugruppe verfügt über einen breiten Säulengang zur Plaza hin. Von hier führt ein zentraler Gang in einen rechteckigen Raum mit Impluvium, rundherum von Säulen umgeben. Es folgen weitere drei Räume, wobei der mittlere Raum in einen östlichen Säulengang mündet. Seitliche Räume führen in verschiedene Gebäudeteile, deren Baustil sich wiederum mit dem gesamten Komplex von Xochicalco zu verschachteln scheint und somit starke Ähnlichkeiten mit Teotihuacán aufweist. Die Attraktion von Xochicalco ist nach wie vor die Pyramide der gefiederten Schlange, “La Malinche” genannt. Auf einer fast quadratischen Grundfläche von 18,60 mal 21 Meter besteht die Pyramide eigentlich aus zwei übereinander angeordneten Baugruppen. Der untere Teil des 16,60 Meter hohen Bauwerks ist, dank Erde und Schutt, vollständig erhalten geblieben. Sie zeigt an allen Seiten acht gefiederte Schlangen. Zwischen den Windungen dieser Schlangen befinden sich Darstellungen von Menschengestalten, gut gekleidet und reich mit Schmuck behangen. Auch lassen sich kalendarische Zeichen und Zahlenkoeffizienten in einem Balken-Punktesystem ausmachen, woraus hohe Rauchfahnen emporsteigen. Vermutlich handelt es sich eine bildliche verschlüsselte Botschaft.
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Die Reliefs wurden in Andesitplatten geschnitten und sind ohne Mörtel fugenlos aneinandergefügt. An der Westseite enthalten die Reliefs komplexe nicht-kalendarische bilderschriftliche Zeichen, deren Bedeutung unbekannt ist. Vor hier führt eine 9,60 Meter breite, 14-stufige Treppe auf die Plattform. Bei Ausgrabungen im Innern der Pyramide fanden die Archäologen eine weitere Gebäudestruktur. Das Bauwerk bestand aus einem Vorraum und Hauptraum, wobei der Durchgang durch zwei gemauerte Pfeiler flankiert war. Im Hauptraum befand sich eine niedrige quadratische Plattform. Vermutlich wurde auch hier das Gebäude, wie bei den Stelen, durch eine zeremonielle Handlung (Bestattungsritus) beerdigt oder ummauert. Ohnehin erscheint die Pyramide des Quatzalcoatl dem Betrachter wie ein Sarkophag. Welches Rätsel hütet Xochicalco ? Verbargen die Priester “Diener der Götter” hier radioaktives Material ? Anhand der gefundenen Farbreste muß die Pyramide einst in den Farben des Regenbogens gestrahlt haben. Das eigentliche Wunderwerk verbirgt sich jedoch unter der Erde von Xochicalco. Es handelt sich um eine natürliche Höhle, die zu einem astronomischen Observatorium ausgebaut wurde. Zunächst wurde bis zur Höhle, von oben her ein Schacht in die Tiefe getrieben, um dann bis auf eine schornsteinartige Öffnung wieder spektakulär geschossen zu werden. Diese Röhre nämlich, dessen Wände ein Sechseck bilden, führte nun in leichter Schräglage, nicht ganz senkrecht nach oben. So konnten die Astronomen aus etwa zehn Meter Tiefe in der Nacht den Lauf der Sterne beobachten. In der Höhle war es stockfinster und doch war die Räumlichkeit mit Stuck bedeckt und mit schwarzer, roter und gelber Farbe bemalt. Direktes Sonnenlicht fällt über einen Zeitraum von 105 Tagen von April bis August durch die Öffnung in die Höhle. Unglaublich, wie die damaligen Wissenschaftler es schafften die Anlage so zu konstruieren, die Höhle genau 260 Tage, im Zyklus des heiligen Götterkalenders “Tonalpohualli” in dunklem Gewand zu hüllen. Die Berechnungen konnten nur von den Göttern kommen, denn es gibt da noch ein phantastisches Schauspiel, jeweils am 14./15. Mai und am 28./29. Juli im Rahmen der Bewegung der Sonne - Wendekreis des Krebses - und nach ihrer Rückkehr. Langsam fällt an besagten Tagen die Sonne durch den Schacht in die Kammer. Tastend und suchend gleiten die Strahlen hinunter, bis sie voll den Schacht erhellen. Augenblicklich schießen dann Lichtkaskaden vom Boden her in alle Richtungen. Die spektakuläre Erscheinung hält etwa 20 Minuten an. Dann zieht sich die Sonne wieder zurück. Das zauberhafte Sonnenlichtspiel kann sich niemand erklären. Die Legenden der Völker berichten von Höhlen mit dunklen Gängen, Gewölben und Kammern, verborgen unter Sand, Erde und Fels, wo die göttliche Meister das Licht der vergangenen Epochen hüten. Diese universelle Intelligenz erschien auch in dieser Höhle, der Kammer der Sehnsucht, der Suche nach der Ewigkeit. Die übernatürlichen Wesen traten aus dem Licht hervor, aus einer parallelen Dimension, einer Zeitlinie der fernen Götterwelt. Die Priester wurden mit göttlicher Weisheit gesegnet und erlangten eine Ebene oberhalb der Daseinsbereiche zwischen dem irdischen Reich und der Allmacht des Weltgerichts. Sie gesellten sich zu den Allwissenden und schufen Xochicalco nach dem Vorbild der göttlichen Stadt Teotihuacán. Niemand hat bis heute herausgefunden, welches Volk die fantastische Metropole gründete, die die Azteken später “Teotihuacán” (Stadt der Götter) nannten. Niemand weiß, wer die gewaltige Sonnenpyramide und die mächtige Mondpyramide errichtete, den Totenweg anlegte und Häuser sowie Wohnkomplexe baute, deren moderne Infrastruktur noch heute Erstaunen hervorruft. Ihre Bewohner huldigten Quetzalcoatl, der Gefiederten Schlange und Tlaloc, den Gott des Regens.
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Zur Zeit der Azteken war Teotihuacán bereits verlassen und Gräser, Moose und Sträucher überwucherten seine Ruinen. Historiker und Archäologe rätseln über die Bedeutung der gewaltigen Pyramiden und breiten Straßen dieser mächtigen Metropole. Als Totenstadt der Götter, wie die Azteken den “Ort, wo der Himmel die Erde trifft” einst sahen oder als “Ort der Menschen, die der Straße der Götter folgen” und letztlich als der “Ort wo die Sonne geboren wurde”, wie die Lengenden berichten. In der Zeit großer Dunkelheit vor dem gegenwärtigen Zeitalter, tagte hier der Götterrat. Hier stiegen Nanahuatzin als “Tonatiuh” und Tecciztecatl als “Metztli” in Feuer und Rauch zum Himmel auf. Doch nachdem die Sonne und auch der Mond wieder schien, kam es zu einen Zwischenfall, der das fünfte Zeitalter gegenüber alle vorangegangenen Epochen beeinflussen und letztlich ins Verderben stürzen würde. Einer der beiden Götter, Tonatiuh oder Metztli wurde von einem Pfeil (Strahl) eines fremden Sternengottes in die Stirn getroffen. Der Getroffene stürzte in den “Neunfachen Strom” und fiel in das Meer des Westens.
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Der Sonnensturz ist bis heute zu beobachten und zwar als Sonnenuntergang am westlichen Himmelshorizont. Deutet sich hier seit jener Zeit das unvermeidliche Ende des fünften Zeitalters an. Die in Teotihuacán verbliebenen Götter mußten nun ebenfalls zum Himmel emporsteigen und sich opfern, weil nur ihre Kraft die Sonne abermals zum Leben erwecken konnte. Die Götter waren fort, Teotihuacán war verlassen und wurde zur Geisterstadt. Für die Azteken stand fest, damit die Sonne ewig scheinen möge, bedurfte es Menschenopfer und zwar viele, gleich den Göttern, die sich für die neue Welt geopfert hatten. Doch in der prähistorischen Kultur von Teotihuacán fanden sich bis heute keine Hinweise auf Menschenopfer. Wie die Wandmalereien aber zeigen, wurden entsprechend ihrer Funktionen verschiedene Rituale für die Götter zelebriert, doch Blutopfer gab es keine. Nun, bei Ausgrabungen an der Mondpyramide entdeckten die Archäologen mehrere Gräber mit Toten, die sichtbar Spuren von Gewaltanwendung aufwiesen und auch Verstorbene, die lebendig begraben wurden, doch belegt dieser Fund, wenn überhaupt, nur den Beginn eines entsprechenden Opferkultes. Die Azteken nannten die Pyramiden “Pyramide der Sonne”, “Pyramide des Mondes”, “Pyramide des Quetzalcoatl” und die Prachtstraße von Teotihuacán die “Straße der Toten”. Diese Straße war mehr als 45 Meter breit und beinahe vier Kilometer lang und verlief mit einer Abweichung von 15° 30’ nach Osten in Nord-Süd Richtung, jedoch nicht durchgehend. Sie wurde durch Treppendämme unterbrochen und von mehreren kleinen Pyramiden flankiert. Von Norden her hat die Straße ein Gefälle von 30 Metern. Dies wirkt auf den Betrachter, der am südlichen Ende steht so, als ob die Straße himmelwärts führe. Forscher scheinen das Geheimnis um diese merkwürdige Straße inzwischen gelüftet zu haben. Vermutlich handelte es sich hier um ein überdimensional großes und langes Wasserbecken. Inmitten der bemalten Pyramiden und Tempel würde ein Wasserlauf eine geradezu paradiesische Faszination ausstrahlen. Am nördlichen Ende der Straße der Toten befindet sich die Mondpyramide, die durch die ansteigende Prunkwasserstraße in den Himmel gehoben wird. Die Pyramide basiert auf einer Grundfläche von 150 mal 200 Metern und erreicht eine Höhe von 46 Metern. Damit liegt ihre Spitze mit der Spitze der Sonnenpyramide, die sich weiter unten an der Straße befindet, auf gleicher Höhe. Die Mondpyramide mußte sieben Bauphasen über sich ergehen lassen. Sie besteht aus vier übereinander liegenden Ebenen und besitzt unterirdische Gänge und Räume, deren Nutzung nicht geklärt ist.
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Südlich ist eine kleine Pyramide mit fünf Stufen vorgelagert, in deren Mitte eine breite Treppe zur Pyramidenplattform und von dort zur eigentlichen Stufentreppe der Mondpyramide führt. Die weiter südlich gelegene Sonnenpyramide ist mit einer Grundfläche von 222 mal 225 Metern, einer Höhe von 65 Metern sowie einem Volumen von einer Millionen Kubikmetern nach der Pyramide von Cholula die zweitgrößte in ganz Mesoamerika. Der Pyramidenkern besteht aus Steinen und Lehmziegeln, während die Außenfronten aus gehärtetem Mörtel gearbeitet und mit einer Kalkschicht überzogen waren. Die Mond- und Sonnenpyramide waren ursprünglich deutlich höher, da sich auf ihren Gipfeln, aus vergänglichem Materialien errichtete Heiligtümer befanden. In dem Heiligtum auf der Mondpyramide befand sich eine drei Meter hohe, 22 Tonnen schwere steinerne Figur, die am Fuße der Pyramide gefunden und ausgegraben wurde. Im Tempel der Sonnenpyramide befand sich eine mit Gold und Silber überzogene Statue, die vom Franziskaner Juan de Zumárraga, erster Bischof von Mexiko, eingeschmolzen wurde. Niemand ahnt auch nur, welche Gottheiten hier abgebildet wurden. Auch stellt sich die Frage, ob die Heiligtümer bereits unter der Anwesenheit der Götter errichtet wurden, oder erst nach deren Abreise
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Rings um den Platz (Vorhof) der Mondpyramide liegen elf kleinere Pyramiden, die quasi auf die Rückkehr der Götter warten. In der Tat könnten die Allmächtigen einst von der Plattform in der Mitte in den Himmel aufgestiegen sein. Die Grundmauern der Sonnenpyramide bestehen aus Steinblöcken, die mit Stuck versehen sind. Ein als Kultstätte dienender Tunnel, unterteilt in kleine Räume, verläuft direkt unter dem Fundament des kolossalen Bauwerks. Nicht von ungefähr, denn die Sonnenpyramide erhebt sich an der Stelle einer ehemaligen Grotte, in der eine unterirdische, mit einem bestimmten Ritus verbundene Quelle sprudelte. Einige Forscher glauben hier eine Verbindung zu den Ort der sieben Höhlen, dem mythischen Ursprung der Azteken “Chicomoztoc”, zu erkennen. Von der Sonnenpyramide lassen sich die Bewegung der Sonne vom Aufgang bis zum Untergang, die Tagundnachtgleiche sowie der Punkt am Himmel verfolgen, an dem die Plejaden am Himmel erscheinen.
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Eines der rätselhaftesten Gebäude befindet sich im Innern einer Anlage, die Zitadelle genannt wird. Die umgebenden Mauern mit fast vierhundert Metern Seitenlänge verwehren einen Blick in das Innere der höfischen Anlage mit ihrem Gebäudekomplex und dem schönsten, am reichsten verzierte Bauwerk von Teotihuacán, nämlich die Pyramide des Quetzalcoatl. Die Zitadelle war nur über einen kleinen Eingang von der Straße der Toten zu erreichen. Die Pyramide hat eine Seitenlänge von 65 mal 65 Metern und wurde wahrscheinlich niemals fertiggestellt, weil sie kaum dreißig Meter an Höhe erreicht. Nach zwei Bauphasen wurde in einer dritten Phase lediglich eine Plattform geebnet. Die Pyramide war ursprünglich leuchtend Bund mit grünen, blauen, roten, gelben und weißen Farbtönen bemalt. Am Sockel windet sich der Körper einer gefiederten Schlange und am ersten umlaufenden Fries wechselt sich die Maske des Quetzalcoatl mit dem des Tlaloc ab. Dann folgt abermals ein schräger Sockel mit der Symbolik einer sich windenden und kriechenden grünen Schlange. Im Anschluß stapeln sich bis zur oberen Plattform an den geraden kantigen Plattformebenen die Masken von Quetzalcoatl und Tlaloc. Es existieren aber noch andere Masken, die bisher keinem Gott zugeordnet werden konnten.
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Vermutlich handelt es sich hier um Darstellungen eines bislang unbekannten Wesens. Im Umfeld der feder- oder schuppenbedeckten Schlange sind Muschel und Meeresschnecken zu erkennen, die dem fliegenden Quetzalcoatl in den Weiten des Ozeans zu folgen scheinen. Oder auch in den endlosen Weiten des Alls, denn Quetzalcoatl taucht in späteren Codices auch als Abendstern auf. Des Rätsels Lösung unglaublich Nahe, weil es in Teotihuacán ein ganz bestimmtes Längenmaß gab, welches die Bewohner der Stadt für den Bau von Gebäuden, sowie für die Planung der gesamten Stadt verwendeten. Der Stein der Weisen lag in der umgebenden Mauer der Zitadelle verborgen. Sie ist rund 484 TMU (Teotihuacán Measurement Unit) lang, die fast genau die Anzahl der Tage im Venuszyklus entspricht, an denen der Planet als Morgen- und Abendstern am Himmel zu sehen ist. Eine versteckte Botschaft, die die Archäologen in Stauen versetzt und deren Forschungsergebnisse verblassen läßt.
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Vermutlich war diese Maßeinheit der Standard für Längenmaße, auf deren Grundlage auch die Entfernungen zwischen den Gebäuden berechnet und festgelegt wurden. Auch kalendarische Daten sind berücksichtigt worden, die in den Bauten selbst erkennbar sind. An der südwestlichen Ecke des Platzes der Mondpyramide erheben sich mehrere Gebäude, darunter der Palast des Quetzalpapalotl (Federschmetterling). Es handelt sich hier um die Residenz der Hohenpriester von Teotihuacán. Von der Plattform, auf dem sich das Gebäude befindet, erfolgt der Zugang in das Innere über eine von Jaguaren bewachte Treppe. Im Palast befinden sich mehrere Innenhöfe. Um den größten Hof gruppieren sich vier kleine Räume. In dreien davon stützen Säulen mit eleganten Flachreliefs, die die mythologische Gestalt des Quetzalpapatotl zeigen, umgeben von seltsamen Darstellungen, die sich mit einem Wasserkult verknüpfen, das Dach. Der Hof der Säulen gehört zu den außergewöhnlichsten und wundervollsten Gebäuden von Teotihuacán. Die massiven Säulen, die das Dach des an den Hof angrenzenden Saales stützen, enthalten noch Spuren der ursprünglichen Bemalung. Die Räume enthalten faszinierende Wandfresken von mythologischen Tieren und auch die Außenmauern waren verziert, überhaupt alle Gebäude dieser Stadt waren mit kunstvollen Figuren und Symbolen geschmückt.
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Teotihuacán erstreckt sich etwa über 22 Quadratkilometer, wobei die gesamte Stadt auf der Grundlage einer Rasteranordnung errichtet wurde. Diese Ordnung wurde genauestens befolgt, selbst der durch die Stadt fließende Fluß wurde durch eine Kanalisierung dem Raster angepaßt. Die Hauptachse bildet die Straße der Toten mit einer zusätzlichen, von West nach Ost verlaufenden Straße. Der Kreuzpunkt der beiden Achsen teilte die Stadt in vier Teile. Neben den eindrucksvollen Zeremonialzentren und Herrschaftshäusern befanden sich Wohnviertel mit komplexen Bauten, Höfen, Zisternen, Abwassersystemen und an Kanälen gelegenen Straßen. Ein Netz schnurgerade Straßen, die sich im rechten Winkel kreuzten durchziehen das Areal. Die Ausrichtung der Symmetrie prägten die städtische Bauweise. Der Grundriss der Stadt belegt im Rahmen des systematisch angewandten Rasters von 57 Metern eine absolut genaue Planung, die weitere Fragen aufwirft.
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Die Hieroglyphen auf den Wänden lösen das Rätsel nicht, gehören sie doch zu einer bis heute nicht entschlüsselten Schrift. Auch die Identität der Teotihuacáner bleibt ungeklärt. Fresken, die zahlreiche Paläste schmücken, deuten auf einen Wasser- und Fruchtbarkeitskult hin. Wandfresken zeigen das unbeschwerte Leben im Paradies des Regengottes. War der große Tlaloc in Teotihuacán persönlich anwesend, allgegenwärtig, hatte er hier seinen irdischen Wohnsitz! Eine wunderschöne Darstellung der Göttin von Teotihuacán im himmlischen Tlalocán belegt die Vermutung.
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Die Göttin sitzt auf spinnenartige Kreaturen im gelblichen Gewand und zeigt damit deutliche Unterschiede zu anderen mittelamerikanischen Gottheiten. Auffallend auch ihr Mundstück, bestehend aus einem rechteckigen Balken mit drei Kreisen. Aus ihrem Mund können bis zu fünf Giftzähne herausragen. Während die äußeren Zähne zur Mitte hin gebogen sind, zeigt der mittlere Fang direkt nach unten. Über der prachtvollen Erscheinung wächst ein Weltenbaum, voller Magie im Frühlingskleid in den Himmel und in anderen Regionen. In ihrer Vegetation tummeln sich Schmetterlinge und Spinnen, währen die Zweige des Baumes Regentropfen fallen lassen. Auch aus den Händen der Göttin regnet es hernieder. Deshalb meinen einige Forscher in dem Bild auch Tlaloc zu erkennen, doch Tlaloc erscheint meistens in der Maske eines Elefanten. Letztlich befinden sich unter manchen Darstellungen noch weitere Szenen, getrennt durch zwei verschlungene Schlangen und einer Schnur, in der Dutzende kleine menschliche Figuren, bekleidet mit einen Lendenschurz und oft Schriftrollen tragend, umherspringen. Vermutlich eine Anspielung auf die Unterwelt, Dunkelheit, Erde, Wasser und Krieg, vielleicht auch der Schöpfung. Jaguar, Eulen und Spinnen galten als Kreaturen der Dunkelheit, der Höhlen und der Nacht. Die Tatsache, daß die Göttin mit diesen Tieren dargestellt wurde, belegt ihren Anspruch auch Herrin der Unterwelt zu sein.
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Weitere Wandmalereien zeigen die Göttin mit vielen Spinnentieren, die auf ihrer Kleidung oder auf ihren hängenden Armen laufen. Auch wird sie in späterer Zeit oft mit Spinnweben verziert, was darauf hindeutet, daß sich die Welt im Kriege befand. Die mythologische Gestalt des Quetzalpapatotl zeigt die Göttin und Herrin von Teotihuacán! Somit wäre der Palast des Quetzalpapatotl nicht Priesterresidenz, sondern die irdische Residenz der gefiederten Schmetterlingsgöttin Chalchiuhtlicue. In Teotihuacán waren die Götter, vor allem Chalchiuhtlicue, Tlaloc und Quetzalcoatl allgegenwärtig. Sie versuchten den Zusammenbruch des Universums am Ende des vierten Weltzeitalters zu verhindern, doch vermochten letztlich nicht, die Erde vor dem Untergang zu retten. Wie es einst ein irdisches Paradies gegeben hat, würde es auf Erden nie wieder erstrahlen können. Die “Eiserne Zeit” überzog die Königreiche und verstrickte die Herrscher immer wieder in Kämpfe um Macht und Reichtum, weniger um Ruhm und Ehre.
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Die Götter waren fort und ihr Werk in der Zeit verloren. Doch sie werden eines Tages wieder am himmlischen Horizont erscheinen und die Welt mit ihrer Herrlichkeit erleuchten. Ist die Menschheit auf die Wiederkehr der Götter vorbereitet ?
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Forscher suchen täglich nach Spuren göttlicher Hinterlassenschaft. Im Jahr 2003 stießen Forscher unter der Tempelpyramide des Quetzalcoatl in rund zwölf Metern Tiefe auf einen langen Gang. Inzwischen stellte sich heraus, daß unterhalb der Pyramide ein ganzes Kammersystem verborgen liegt. Um in diese geheimnisvolle unterirdische Welt von Teotihuacán vorzustoßen, benutzen die Altertumsforscher einen, nach dem aztekischen Regengott benannten Forschungsroboter namens Tlaloc II-TC. Der kleine Roboter verfügt über Kameraaugen und einen eigenen Schaufelarm und kann sich damit wie ein Maulwurf nach vorne buddeln. Drei verborgene Kammern wurden auf diese Art und Weise bereits entdeckt. Die Kammern waren mit zahlreichen goldglänzenden Kugeln gefüllt und die Wände mit glitzerndem, goldenem Staub bedeckt. Dieser Staub bestand aus Magnetit, Hämatit und Pyrit, das bereits in oxidierter Form vorlag und sich in das Mineral Jarosit (Gelbeisenerz) umgewandelt hatte.
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Dergleichen war auch auf die Oberflächen der Bälle geschehen. Die Kugeln zwischen vier und zwölf Zentimeter groß, waren mit Lehm gefüllt und lagen in der südlich gelegenen Kammer zu Hunderten herum. Derart metallische Kugeln sind bislang nie zuvor gefunden worden. Auch kunstvoll mit Halbedelsteinen verzierte Holzmasken wurden entdeckt, die auf geheime Rituale deuten und vielleicht sogar auf Grabstätten der Herrscher von Teotihuacán. Tlaloc II-TC wird sich weiter in die unterirdische Welt der Götterstadt vorarbeiten und die letzten 30 Meter des insgesamt 120 Meter langen Tunnels erforschen. Am Ende könnte eine Treppe nochmals in die Tiefe führen. Unter den Pyramiden der prähistorischen Völker in Mittel- und Südamerika gibt es kilometerlange Gangsysteme und geheime Kammern. Es ist anzunehmen, daß die Kammern unter der Tempelpyramide des Quetzalcoatl nur von den Göttern selbst, oder einigen auserwählten Priestern betreten wurde. Hier lagerte ein Material, daß den Göttern heilig war. Das Geheimnis liegt in dem Staub verborgen. Magnetit ist eines der wichtigsten Eisenerze. Sie dient als Grundstoff zur Herstellung von Ferrofluid. Also einer Flüssigkeit, die auf magnetische Felder reagiert, ohne zu verfestigen.
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Ferrofluide werden in der Industrie verwendet, um flüssige (verschleißfreie) Dichtungen um rotierende Wellen durch Wandungen zu bilden. Diese Art von Dichtung dient Wellendurchführungen in Vakuumkammern oder Reinräume, zum Beispiel in einer Festplatte. Ohnehin dient Magnetit aufgrund der hervorragenden magnetischen Eigenschaften als Magnetpigment zur Daten-Speicherung. Auch verschiedene Tierarten (Tauben) sind um ihrer Orientierung willen, auf Magnetit im Zusammenspiel mit dem Erdmagnetfeld angewiesen. Auch Hämatit gehört wie Magnetit zu den bedeutenden Eisenerzen. Das Mineral wird als Poliermittel und als Korrosionsschutz von feuerverzinkten Stahlteilen eingesetzt. Hämatit wurde von den Ägyptern und Babyloniern auch zu Schmuck verarbeitet. So wurden Amulette in Form kleiner Götterfiguren und auch Rollsiegel mit Szenen aus der Götterwelt gefunden. Pyrit (Schwefelkies/Katzengold) dient der Gewinnung von Schwefelsäure. Diese Substanz ist in Bleiakkumulatoren als Batteriesäure enthalten und dient in verdünnter Form auch elektrolytischen Prozessen.
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In ihrer Größe, ihrem Grundriß und in ihrer Lage im Verhältnis zueinander, entsprechen die Pyramiden von Teotihuacán fast haargenau dem Verhältnis der Pyramiden von Gizeh untereinander. Die Pyramiden von Gizeh sind zwar etwas höher, doch besteht der Unterschied eigentlich nur darin, daß die ägyptischen Pyramiden in einem Winkel von 45 Grad zur Mittelachse stehen, während die Pyramiden von Teotihuacán im rechten Winkel zueinander stehen und eine Straße, die Straße der Toten genau parallel zur Mittelachse verläuft. Beide Pläne zur Errichtung der Bauwerke, im selben Maßstab gezeichnet, belegen, daß die Pyramide des Mykerinos genau zur Mondpyramide, die Pyramide des Chephren zur Sonnenpyramide und die Pyramide des Cheops zur Pyramide des Quetzalcoatl paßt. Die Ostseite der Sonnenpyramide wird von den Strahlen der Sonne zur Tagundnachtgleiche im Frühling und im Herbst genau getroffen. An diesen Tagen drückt sich der Zug der Sonne auch in eine fortschreitende Vermischung eines perfekt geraden Schattens am niedrigsten Hang der Westseite aus. Der Schatten verschwindet punktgenau zur Mittagszeit. Der Prozeß vom vollständigen Schatten bis zur vollständigen Illumination dauert gerademal 66,6 Sekunden. So wie die Sonnenpyramide als riesige Sonnenuhr fungiert, zeigen die anderen Bauwerke entlang der Straße der Toten und darüber hinaus, die genauen Entfernungen der Umlaufbahnen aller Planeten in unserem Sonnensystem an. Dies belegt, daß Teotihuacán von einer sensationell hochentwickelten Gesellschaft bewohnt war.
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Forscher belegen den Zusammenhang zwischen den kolossalen Bauten in Teotihuacán und dem Sonnensystem. Wie bereits berichtet, wurde die Stadt nach einen vorher bestimmten Plan im Rahmen eines schachbrettartigen Rasters von 57 Metern angelegt. Die 57 Meter tauchen nicht nur in den Seitenlängen der Gebäude und Tempelplattformen auf, sondern auch in deren Höhe. Die wichtigen Gebäude an der Straße der Toten sind entweder 2 mal 57 Meter oder bis zu 6 mal 57 Meter voreinander entfernt. Zudem mißt die Mauer der Zitadelle genau 7 mal 57 Meter. Mehrere kleinere Gebäude haben eine Seitenlänge von 19 Metern. 57 Meter durch 3 geteilt, ergibt 19. Die Zahl “Drei” paßt 6 mal in die Neunzehn. Daher ist die Neunzehn nun zunächst durch 6 zu teilen und anschließend durch die Zahl “Drei”. Damit ist die kleinste Maßeinheit der geheimnisvollen Stadt Teotihuacán auf relativ einfache Weise gefunden. Zu bemerken ist, das daß Längenmaß “Meter” erst ab Ende des 18. Jahrhunderts in Gebrauch ist. Seit 1983 definiert Meter eine Strecke, die das Licht im Vakuum während der Dauer von 1/299792458 Sekunde zurücklegt. Langsam öffnet sich hier und da eine verborgene Kammer und es scheint als ob die ermittelten 1,056 (1,0555555) Meter eine Grundlage zur Entschlüsselung des kosmischen Stadtplans von Teotihuacán sind.
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Demnach stehen die Quetzalcoatl-, Sonnen- und Mondpyramide in einem Verhältnis von 1 : 2 : 3 zueinander. In einem Gedankengang auf die Quetzalcoatl-Pyramide angewandt, lüftet sich eine ganz besondere Botschaft, nämlich die Ankunft der Göttlichkeit des fünften Weltzeitalters in unserem Sonnensystem. Maßstabgetreu gibt die als Zitadelle benannte Anlage, die durchschnittlichen Bahndaten der inneren Planeten im Rahmen den für Teotihuacán ermittelten Rasters wieder. Nach diesem Muster, bildlich durch die Pyramidenstümpfe und Plattformen im Radius der Mittellinie der Zitadelle dargestellt, entfernen sich Merkur, Venus , Erde und Mars von der Sonne im Verhältnis 1 : 2 : 3 : 4 und überraschende Weise schließt sich der Planetoidengürtel dieser Relation an. Sie wird durch den von den Erbauern umgeleiteten Flußlauf, der die Straße der Toten kreuzt, dargestellt. In Folge sind auch die äußeren Planeten bei der Stadtplanung berücksichtigt und deren Umlaufbahnen eingearbeitet worden. An der Straße der Toten, überall dort, wo in der Realität eine Planetenbahn verläuft, stand ein Gebäude. So wird die Bahn Jupiters durch die Ruine eines noch nicht benannten Gebäudes markiert. Immerhin steht das Gebäude noch und fiel nicht Planierungsarbeiten zum Opfer, wie ein Bauwerk, dessen Standort die Kurve der elliptischen Bahn des Saturn darstellte. Beeindruckend und faszinierend, wie aus einem Götterepos von den Allmächtigen selbst übertragen, symbolisiert die Mittellinie der Mondpyramide die Bahndaten des Uranus. Altertumsforscher wollen inzwischen auch Bauwerke hinter der Mondpyramide gefunden haben, die die Bahndaten der Planeten Neptun und Pluto zeigen.
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Zu jener Zeit lebten in einer geheimnisvollen Stadt namens “Monte Albán” die Söhne und Töchter der Götter. Sie waren die legitime Kinder der Götter und nannten sich “ben’zaa”, Volk der Wolken (Zapoteken). Die Wolkenmenschen errichteten architektonische Prachtbauten und mächtige Pyramiden auf der riesengroßen Terrasse des göttlichen Zeremonialzentrums und legten große, reich dekorierte Grabkammern unter den Fundamenten von Tempeln und Palästen an. Falsche Gewölbe überspannten gleich mehrere Räume in den Grabanlagen und in den Wandnischen wachten Skulpturen der Götter über die Verstorbenen. Die farbigen Wandgemälde glichen stilistisch wie inhaltlich jenen in Teotihuacán. Die Fresken griffen mythologische Themen auf und finden sich auf den Urnen der zapotekischen Kultur wieder. Ihr oberste Gott war Huehueteotl, bezeichnet als Totec: Gott ist der Größte, der regiert; Xipe: Gott ist der Schöpfer, der errichtet; Tlatlauhaqui: So Gott.
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Monte Albán ist die Stadt der rätselhaften Schriftzeichen und Hieroglyphen. Die zapotekische Schrift gilt als die älteste in Mesoamerika. Die Wolkenmenschen hatten von Anfang an einen Erdkalender. Die 365 Tage wurden in 18 Monaten gruppiert mit je 20 Tagen und 5 Leertage. Zudem stießen Forscher auf Spuren des 260 Tage umfassenden Ritualkalenders und stolperten über eine geheime Inschrift auf Stein, deren Entschlüsselung unmöglich ist. Die astronomische Beobachtungen waren auf das Engste mit der Zeitrechnung verbunden. Alle wissenschaftliche Erkenntnisse wurden vermutlich von den Maya und anderen mesoamerikanischen Völker übernommen. Mit den Zapoteken eng verbunden ist das Volk der Mixteken, die im zapotekischen Monte Albán und Mitla bedeutende Bauten und Kunstwerke errichteten. Die Azteken bezeichneten das Volk, daß im Gebiet westlich der Zapoteken siedelte, ebenfalls als Wolkenmenschen, nämlich als Mixtecatl (Wolkenvolk), wohnhaft in Mixtecapán. Zapoteca (Tzapotecatl) bezieht sich in der Aztekensprache auf den Ort, wo der Sapote (Apfelbaum) wächst. Da die Zapoteken sich selbst als Söhne und Töchter der Götter bezeichneten, könnte ihre Urheimat durchaus das legendäre Atlantis (Avalon) gewesen sein.
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Bemerkenswert, daß es sich teilweise um bärtige Männer handelt. Viele Versuche die geheimnisvollen Flachreliefe zu interpretieren und damit die Identität der darauf dargestellten Personen zu lüften, scheiterten. Die Schriftzeichen, bestehend aus Bildzeichen und phonetischen Elementen, hat bislang kein Forscher verstanden. Lediglich ein paar Hieroglyphen, die sich auf den zapotekischen Kalender beziehen, sind entschlüsselt. Im Jahre 1932 stießen Archäologen in Monte Albán auf ein Mixtekengrab und damit auf einen der wenigen mesoamerikanischen Grabschätze, der Objekte aus Gold enthielt. Die Mixteken verwendeten den Guss in der verlorenen Form, wie die Völkern aus Kolumbien und Ecuador. Unbekannte Baumeister errichteten in der Küstenregion von Veracruz eine ganz eigentümliche Stadt. Die Forscher nannten die Kultstätte, die dem Regengott geweiht war, El Tajín. Das Zeremonialzentrum besteht aus mehreren kleinen Pyramiden, gleich dem Modell von Teotihuacán. Das spektakulärste Gebäude ist die sogenannte Nischen-Pyramide, die aus sechs übereinander liegenden Plattformen besteht, in deren Außenmauern 365 Nischen eingelassen sind. Die Nischen erzeugen einen einzigartigen Hell-Dunkel-Effekt und symbolisieren die 365 Tage des Sonnenkalenders.
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Die Pyramide diente nicht nur kultischen, sondern vor allem astronomischen Zwecken. Die Nischen waren innen dunkelrot und die Rahmen türkisblau gestrichen. Auch die anderen Gebäude der Stadt zierte farbiger Stuck. Wie Monte Albán erstreckt sich El Tajín über eine große Fläche, doch liegen die sakralen Bauten hier relativ verstreut und auf aufgeschütteten Plattformen. Die Stilelemente, aus Teotihuacán übernommen, wie das stufenförmige Gestaltungsprinzip, fügen sich mit der lokalen Ornamentik zu einer Einheit zusammen und verleihen den Gebäuden ein barockes Aussehen. In unmittelbarer Nähe der Nischenpyramide erhebt sich die große Pyramide der Allmächtigen, die aus der Plattform einer abgeflachten Pyramide steigt. Hier landeten die Götter und beobachten die Wettkampffeste. In El Tajín gab es mindestens elf Ballspielplätze, was die Annahme gestattet, daß auch Nachbarstädte an diesen Spielen teilnahmen und das Ballspiel sich von hier aus, über ganz Mesoamerika ausbreitete. Die Ankunft der Götter wird heute für Touristen als altes Fruchtbarkeitsritual der Totonaken (Volk aus dem heißen Land) von den Voladores (Danza del Volador) nachgespielt. An einem 25 Meter hohen Baumstamm hängen vier Männer kopfüber an je einem, um den Unterleib gewickelten Seil. In genau 13 Umkreisungen, welche einen Zeitraum von 52 (4 mal 13) Jahren symbolisiert, erreichen die fliegenden Männer den Erdboden.
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Eines Tages wird Thlaloc aus seinem Wolkenreich hervortreten und seine Stadt der Götter wird aus dem Land des Nebels emporsteigen !
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